Vorsitzende des Katholikenausschusses zu Kardinal Meisner

"Mutig, ehrlich, entschlossen"

Nach dem Tod des Alt-Erzbischofs erinnert sich Hannelore Bartscherer vom Katholikenausschuss gerne zurück an die Zeit, als sie mit Kardinal Meisner zusammenarbeitete. Manchmal gab es Ecken und Kanten mit ihm, aber das Ziel war immer gleich.

Joachim Kardinal Meisner 2013 / © kna (KNA)
Joachim Kardinal Meisner 2013 / © kna ( KNA )

domradio.de: Wann und wie haben Sie vom Tod des emeritierten Erzbischofs erfahren?

Hannelore Bartscherer (Vorsitzende des Katholikenausschusses der Stadt Köln): Ich habe am Mittwochvormittag einen Telefonanruf bekommen und war vom Donner gerührt. Das war für mich absolut überraschend, ich habe ihn Fronleichnam noch während des Gottesdienstes gesehen. Und da wirkte er noch so fit, wie ich ihn in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt habe, aber so mitten aus dem Leben heraus - ich finde, das ist ein gnädiger Tod.

domradio.de: Sie hatten viel mit ihm zu tun. Als was für einen Menschen haben Sie ihn erlebt?

Bartscherer: Mein persönlicher Kontakt war am intensivsten im Rahmen des Pastoralgesprächs im Erzbistum Köln in den 90er Jahren. Da war ich Delegierte, er hatte das initiiert. Ich fand, das war ein wunderbares Ereignis, dieses "synodale miteinander Ringen" um einen neuen Weg. Und er hat im Pastoralgespräch auch seine deutliche Präsenz immer wieder eingebracht, mutig wie er war. Auch mit den Grenzen, die er dem Plenum aufgezeigt hat, aber auch in einer großen Ehrlichkeit. In einer Situation sagte er, "ich stehe mit dem Rücken zur Wand. Ich kann es nach Rom bringen, aber ich kann nicht anders." Und das war in dem Moment für das Plenum unglaublich beeindruckend, weil das Pastoralgespräch auf der Kippe stand. Das sind so Situationen, in denen er mir sehr präsent ist.

domradio.de: Die Ära Kardinal Meisner dauerte ein Vierteljahrhundert, von 1989 bis 2014. Wenn Sie einen Strich darunter setzen: Was glauben Sie, was wird von ihm bleiben?

Bartscherer: Zunächst weiß ich, dass viele Leute sich niemand anderes vorstellen können als Kardinal Meisner. 25 Jahre sind lang und prägend und ich erlebe das so, dass Leute vom aktuellen Kardinal Woelki sprechen und ihnen noch ein „Kardinal Mei...“ herausrutscht. Ich glaube schon, dass Kardinal Meisner hier im Bistum prägend gewirkt hat und dass das auch immer noch präsent ist.

domradio.de: Kardinal Meisner stand für Festigkeit im Glauben, er war aber auch streitbar. Sie als Laiin und Vertreterin des starken Laien-Bündnisses - wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den Laien erlebt?

Bartscherer: Es gab natürlich Ecken und Kanten, die Zusammenarbeit war manchmal durchaus spannend und spannungsgeladen. Ich habe immer erlebt, dass wir eigentlich nicht um ein Ziel gerungen und manchmal auch gestritten haben, sondern dass wir um den Weg zu diesem Ziel gerungen und gestritten haben. Wichtig finde ich immer, dass wir uns nie im Ziel unterschiedlich ausgetauscht haben, sondern das Ziel war immer das gleiche: Jesus berührbar zu machen, den Glauben unter die Menschen zu bringen, die Frohe Botschaft zu leben. Da gab und gibt es unterschiedliche Zugänge und Wege, so wie Menschen auch unterschiedlich sind.

domradio.de: Was finden Sie besonders schätzens-, besonders liebenswert an diesem Kardinal Meisner?

Bartscherer: Er hat mir ja persönlich ein "großes Geschenk" gemacht. Das werde ich ihm nie vergessen. Das ist untrennbar mit seiner Person verbunden. Ich bin nach dem Pastoralgespräch zur Vorsitzenden der Frauenkommission gewählt worden und in meiner Eigenschaft als Vorsitzende hat er mich zur Heiligsprechung von Edith Stein nach Rom eingeladen, in die offizielle Delegation. Und das war für mich persönlich ein wirklich einprägendes Erlebnis.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.


Hannelore Bartscherer (DR)
Hannelore Bartscherer / ( DR )
Quelle:
DR