Kardinal Meisner seit 25 Jahren in Köln

"Lass mich stehen, wo die Stürme wehen"

Vor genau 25 Jahren begann die Ära Meisner im Erzbistum Köln. Am 12. Februar 1989 wurde der vorige Bischof von Berlin als neuer Erzbischof von Köln in sein Amt eingeführt.

Autor/in:
Martin Korden
Joachim Kardinal Meisner (dpa)
Joachim Kardinal Meisner / ( dpa )

Als Papst Johannes Paul II. den damaligen Berliner Kardinal als Nachfolger von Joseph Kardinal Höffner auf den Kölner Bischofsstuhl setzen wollte, reiste Meisner sofort nach Rom, um dem Papst seine Bedenken mitzuteilen. Dieser könne ihn doch jetzt nicht nach Köln schicken, da er als Bischof von Berlin den im DDR-Bischof bedrängten Christen beistehen müsse. Doch Johannes Paul II. ließ sich nicht beirren und schickte den Kardinal aus der DDR in den Westen. Ein Jahr vor der Wende sagt er Meisner damals in weiser Voraussicht zu, dass andere ihm auf diesem Weg bald folgen würden.

Und auch in Westdeutschland regte sich Widerstand gegen den päpstlichen Plan. Das Kölner Domkapitel hatte den Berliner Kardinal zunächst nicht auf der Liste. Manche sprachen daraufhin von einer Bevormundung aus Rom, selbst deutsche Politiker liefen Sturm.  "Ich bin der Meinung, Johannes Paul II. ist allen deutschen Politikern um X-Nasenlängen voraus gewesen, die nicht glaubten, dass das kommunistische System über kurz oder lang untergeht", sagt Meisner heute im Blick zurück. "Er hat ganz bewusst einen Ostdeutschen auf einen westdeutschen Bischofsstuhl gesetzt, um ein Zeichen zu geben: Leute, jetzt passiert was."

Der Mauerfall

Neun Monate nach Meisners Einführung in Köln passierte tatsächlich etwas – in Berlin fiel die Mauer. Ein Jahr später kam es zur Deutschen Einheit. Die Wende gehört für Kardinal Meisner bis heute zu den größten Erfahrungen seines Lebens. Zwar habe er immer gewusst, dass das kommunistische System einmal zusammenbrechen werde, "weil es auf einer Lüge aufgebaut ist", aber dass es so schnell passieren würde, habe er nicht vermutet.

Meisner erwartete nach der Wende ein Wiedererstarken der christlichen Wurzeln im wiedervereinten Deutschland und wird getäuscht: "Ich dachte, dass der Mensch dann das Geschenk der Freiheit annimmt und lernt, verantwortungsvoller mit ihr umzugehen. Doch das ist alles ausgeblieben." Er spricht damit vor allem die ethischen Fragen an: Abtreibung, Ehescheidungen, Lebensschutz. Der Westen sei vom Osten in diesen Punkten "mit heruntergezogen" worden. Wie kaum ein anderer Bischof in Deutschland erhebt Meisner fortan immer wieder die Stimme, wenn er gesellschaftliche Fehlentwicklungen sieht; und er mahnt dabei immer wieder aus seiner eigenen Erfahrung in der DDR an, was in einer Gesellschaft ohne Gott passieren kann.  Dafür bekommt Meisner Gegenwind, aber genau dafür wird er auch geliebt. An dem Erzbischof aus Köln scheiden sich die Geister. Rückblickend auf seine nunmehr 80 Lebensjahre verweist Meisner darum auf ein Gebet, das er als Jugendlicher gelernt und in seinem Leben immer wieder gebetet habe: "Herr, lass mich stehen wo die Stürme wehen und schone mich nicht."

Viele Stürme überstanden

Man könnte annehmen, dass dieses Gebet erhört wurde. Denn Joachim Meisner hat in so manchem Sturm gestanden. Angefangen mit der Kindheit im Krieg, in dem er seinen Vater verlor, die Vertreibung der Familie aus der Heimat Schlesien, die Zeit als katholischer Priester im antikirchlichen System der DDR, 9 Jahre als Bischof im geteilten Berlin und nicht zuletzt die 25 bewegten Jahre in Köln. Als Höhepunkte seiner Zeit in der Rheinmetropole bezeichnet der Kardinal heute allen voran den Weltjugendtag 2005, aber auch das Domjubiläum 1998 und nicht zuletzt den Eucharistische Kongress 2013.

Festakt am 9. März

Rückblickend bezeichnet er aber die Tatsache, dass er zum Priester erwählt wurde, als den Höhepunkt seines Lebens. Darum habe er heute vor allem Grund zum Danken, betont Meisner, "und zwar, weil Gott ist. Der Glaube war für mich immer das Lebenselexier."

Offiziell wird das Ortsjubiläum des Erzbischofs erst am 9. März gefeiert. Dann wird es einen Festakt mit geladenen Gästen im Gürzenich sowie eine Festmesse im Kölner Dom geben.


Quelle:
DR