Kardinal Meisner ruft Christen zur Mission auf

"Die Kirche ist keine Thermosflasche"

Den Kölner Kardinal Joachim Meisner erinnert die katholische Kirche zurzeit an eine Thermosflasche: «Die hält die Wärme nach innen fest und strahlt sie nicht aus», sagte Meisner am Wochenende in einem Interview der «Welt». Christus aber sage nach wie vor, dass er gekommen sei, um Feuer auf die Erde zu bringen, so Meisner: «Dann darf diese Kirche doch keine Thermosflasche sein! Wenn ich einen Holzstoß anzünde, kann ich nicht sagen: Ich will, dass da nur fünf Prozent brennen, die anderen 95 Prozent, die sollen kein Feuer fangen. Gott ist wie dieses Feuer.»
Christen müssten wieder eine «ganzheitliche, ansteckende Begeisterung» ausstrahlen, denn dies sei «die einzige Methode, durch die das Christentum weitergegeben wird», betonte Meisner. Die Kirche müsse deshalb auch «Abschied nehmen von einer gewissen Selbstsäkularisation». Die Kirchen müssten wieder zu Gotteshäusern werden, «wo zuallererst die Liturgie das Mysterium des Glaubens feiert. Zum Beispiel: Wir haben das eucharistische Fasten abgeschafft, wir haben die Kommunionbänke abgeschafft, wir knien nicht mehr nieder - und haben nichts dagegen getan, dass damit auch Ehrfurchtlosigkeit und Banalisierung um sich griffen. Das konnte nicht gut gehen.»
Anlass des Interviews war Meisners Goldenes Priesterjubiläum. Am 22. Dezember 1962 war er in Erfurt zum Priester geweiht worden. 1975 wurde Meisner Weihbischof in Erfurt; fünf Jahre später erfolgte die Ernennung zum Bischof von Berlin. 1983 wurde er zum Kardinal erhoben. 1988 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kölner Erzbischof, wo er am 12. Februar 1989 sein Amt antrat. Am Dienstag wird Meisner 79 Jahre alt.

 (DR)


Quelle:
KNA