Abouna warnt vor christlicher Abwanderung aus Nahem Osten

Fremde im eigenen Land

Das katholische Medienzentrum in Amman warnt vor weiterem Druck auf Christen, den Nahen Osten in Richtung Westen zu verlassen. Das würde die gesamte Region noch weitaus instabiler machen. 

Großes Holzkreuz am Ortseingang von Karakosch, Irak (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Großes Holzkreuz am Ortseingang von Karakosch, Irak (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

 "Es ist traurig festzustellen, dass der durch Kriege und Verfolgung verursachte Verlust von Christen aus dem Nahen Osten, insbesondere aus Syrien und dem Irak, mit hoher Geschwindigkeit voranschreitet", heißt es in einem Beitrag des vom katholischen Medienzentrum (CCSM) verantworteten arabisch-christlichen Portals Abouna (Montag).

Irreparablen Schaden verhindern

Sollte die Abwanderungsrate anhalten, werde die Region ihrer christlichen Komponente und damit eines Schlüsselfaktors der Diversität beraubt. Damit könne der Region ein ernsthafter und irreparabler Schaden zugefügt werden. Christen trügen insbesondere in den Bereichen Bildung, Medizin, Wissenschaft und Technik massiv zur Gesellschaft bei.

Gleichzeitig seien sie ein wesentlicher Faktor der Stabilität. Ihr Weggang habe daher negative Auswirkungen auf den Nahen Osten. In mehreren Ländern der Region werden Christen nach Aussage des CCSM marginalisiert oder durch Unsicherheit bedroht.

Jeder zweite Christ hat inzwischen Syrien verlassen

Während vor 2011 Christen in Syrien einen Bevölkerungsanteil von acht bis zehn Prozent stellten, habe knapp die Hälfte von ihnen mittlerweile das Land verlassen. Von 1,5 Millionen Christen im Irak vor 2003 lebten heute nach Schätzungen noch zwischen 200.000 und einer halben Million dort.

Dramatische Lage im Libanon

Als besorgniserregend für die Zukunft der Kirche bezeichnet das CCSM die Entwicklungen im Libanon, insbesondere nach der Explosion im Hafen von Beirut am 4. August 2020. Rund 380.000 mehrheitlich christliche Auswanderungsanträge seien nach der Katastrophe in Botschaften von EU-Mitgliedsstaaten sowie der USA eingegangen, berichtet das Zentrum unter Berufung auf kirchliche Quellen in Beirut.

Christen fühlten sich als "Fremde im eigenen Land". Eine verstärkte Abwanderung von Christen könne wiederum die im Libanon verbleibende christliche Gemeinde unter Druck setzen. Der geplante Besuch von Papst Franziskus im Irak erfolge vor diesem Hintergrund zur rechten Zeit.

Papstbesuch wichtige Botschaft für den Irak

"Die Reise seiner Heiligkeit Papst Franziskus in den Irak wird als Ermutigung dienen und eine Botschaft der Hoffnung an die christlichen Iraker richten, die im Laufe der Jahrhunderte auf ihren Glauben geprüft wurden", so der Beitrag.


Quelle:
KNA