Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) ist der größte islamische Verband in Deutschland. Sie vertritt nach eigenen Angaben mehr als 960 formell selbstständige Mitgliedsvereine, deren religiöse, soziale und kulturelle Tätigkeiten sie koordiniert. Mit seinen verschiedenen Angeboten erreicht der Verband laut eigenen Angaben rund 800.000 Menschen muslimischen Glaubens.
Der Verein wurde 1982 in Berlin als Verband von zunächst 15 Moscheen und 1984 in Köln als bundesweite Organisation gegründet; dort ist auch sein Sitz. Die Ditib wird vom türkischen Religionsministerium mitfinanziert und gelenkt. Der Ditib-Vorsitzende ist in Personalunion stets auch türkischer Botschaftsrat für religiöse und soziale Angelegenheiten. Nach eigenem Bekunden vertritt die Ditib den türkischen Staatsislam mit dem Prinzip der Trennung von Staat und Religion. Die Gemeinden werden durch vom türkischen Staat besoldete Vorbeter (Hodschas/Imame) betreut.
Laut Selbstdarstellung bekennt sich die Ditib zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes. Politisches Engagement lehnt der Verband offiziell ab. Kritiker werfen dem Verband aber vor, als verlängerter Arm der türkischen Regierung zu fungieren und durch eine nationalistische Ausrichtung die Integration der Türken in Deutschland zu behindern. Zudem propagiere die Ditib ein konservatives Islamverständnis und unterstütze das militärische Vorgehen der Türkei gegen Kurden in Nordsyrien.
Nach dem Putschversuch 2016 in der Türkei kam es zur Ausspionierung von Gegnern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan durch Ditib-Imame. Der Verband, der lange als Partner bei der Integration galt, wird inzwischen von der deutschen Politik mit Misstrauen gesehen.
Ditib ist auch eine von vier Mitgliedsorganisationen im Koordinationsrat der Muslime (KRM). Zu den zentralen Aufgaben der Ditib zählt seit der Jahrtausendwende zunehmend der Bau großer Moscheen in deutschen Städten, so in Duisburg, Köln, Bielefeld oder Essen. Dabei kam es immer wieder zu Protesten aus der nichtislamischen Bevölkerung. (KNA,16.01.2018)
10.02.2019
Seit 2010 laufen die Planungen, im Sommer soll nun endlich der Bau beginnen: Mit einer Moschee mit Glasfront, Kuppel und Windrädern auf den Minaretten wollen die Muslime in Norderstedt ein Zeichen setzen.
"Friede", "Reue" und "Glaube" – die Worte prangen in deutscher, englischer und arabischer Sprache an der Außenwand. Die gläserne Fassade erlaubt jedermann einen Blick in den Gebetsraum. Auf dem Grundstück ihres jetzigen Gebetshauses in einer ehemaligen Gaststätte plant die zur Ditib gehörige Eyüp-Sultan-Gemeinde im schlewig-holsteinischen Norderstedt einen futuristischen Neubau.
Der Hamburger Architekt Selcuk Ünyilmaz, der am Sonntag seine Pläne erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorstellte, spricht von einem "weltweit einzigartigen Projekt". Auf seinen Grafiken wirkt das Gebäude gigantisch; gemessen an seiner Größe liegt es mit 1.800 Quadratmetern Nutzfläche und einem Gebetsraum für rund 300 Leute im Vergleich zu anderen Moscheen jedoch im Mittelfeld.
Planungen seit fast zehn Jahren
Neben der Fassade besteht auch die Kuppel des quaderförmigen Hauptgebäudes komplett aus Glas. Ihr Ausläufer zieht sich bis zum Boden. Auf den Balkonen der beiden Minarette, wo in traditionellen Moscheen der Muezzin ruft, drehen sich vertikale Windräder für die Stromerzeugung. Weiter sollen ein Eisspeicher im Erdreich und eine intelligente Fassade den Energiehaushalt optimieren.
Die Planungen für das rund vier Millionen Euro teure Bauvorhaben laufen bereits seit 2010. Im Juni solle es nun endlich losgehen, verkündete die Gemeinde am Sonntag im Rahmen einer Feierstunde. Warum sie einen Neubau will, wird bei einem Besuch in der derzeitigen Moschee schnell klar. Das Haus ist baufällig und von außen kaum als Gotteshaus erkennbar. Außerdem ist das Gebäude viel zu klein für die wachsende Gemeinde: Beim Freitagsgebet finden viele Gläubige keinen Platz und müssen draußen stehen.
"Gebäude für die Zukunft schaffen"
Doch nicht nur diese praktischen Erwägungen spielen eine Rolle: "Wir türkischstämmigen Muslime leben mittlerweile in der dritten oder vierten Generation in Norderstedt. Mit einem repräsentativen Gebäude wollen wir zeigen, dass wir hier angekommen sind", sagt Gemeinde-Sprecher Tahsin Cem. "Wir wollen ein Gebäude für die Zukunft schaffen." Dafür stehe beispielsweise auch der Einsatz erneuerbarer Energien.
Außerdem solle die neue Moschee zugleich Begegnungsstätte sein und einladend wirken – auch auf Nicht-Muslime, beispielsweise die Beschäftigten der umliegenden Betriebe. Sie soll daher auch ein Cafe, einen Supermarkt sowie Schulungs- und Projekträume etwa für Frauen- und Jugendarbeit enthalten.
21 Meter lange MInarette
Die Stadt Norderstedt stand dem Projekt von Anfang an aufgeschlossen gegenüber, wie ein Sprecher auf Nachfrage bestätigt. "Auch seitens der Stadtpolitik gab es einhellige Zustimmung." Für die Minarette, die mit 21 Metern über der maximal erlaubten Bauhöhe von 15 Metern liegen, gab es eine Ausnahmegenehmigung, die für einen Kirchturm auch erteilt worden wäre, wie der Sprecher betont. Das dreigeschossige Hauptgebäude liegt mit 12,50 Metern innerhalb der Vorgaben. Im Februar vergangenen Jahres wurde die Baugenehmigung erteilt.
Architekt Ünyilmaz ist von der Unterstützung durch die Kommune begeistert: "Es gibt Städte in Deutschland, da hätte ich Schwierigkeiten, solche Pläne umzusetzen."
Alles selbst finanziert
Widerstand kommt lediglich von der örtlichen AfD-Fraktion und einem einzelnen CDU-Politiker aus dem benachbarten Hamburg, die beide unter anderem die Ditib-Verbindung der Gemeinde kritisieren. Die bestreiten die Norderstedter Muslime nicht. Tahsin Cem betont aber auch: "Für die Finanzierung der Moschee erhalten wir keinen einzigen Cent aus der Türkei." Die Gemeinde müsse das Geld komplett selbst aufbringen.
Doch die Finanzierung ist längst nicht gesichert: Bislang hat der Moscheeverein erst rund eine Million Euro Spenden gesammelt. Er will in Kürze bundesweit für das Projekt werben. Wenn der erste Spatenstich erstmal erfolgt sei und die Leute sähen, dass es vorangehe, würden sich auch Unterstützer finden, ist Cem überzeugt: "Wer Gottes Wege geht, der muss auch ein bisschen Mut haben."
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) ist der größte islamische Verband in Deutschland. Sie vertritt nach eigenen Angaben mehr als 960 formell selbstständige Mitgliedsvereine, deren religiöse, soziale und kulturelle Tätigkeiten sie koordiniert. Mit seinen verschiedenen Angeboten erreicht der Verband laut eigenen Angaben rund 800.000 Menschen muslimischen Glaubens.
Der Verein wurde 1982 in Berlin als Verband von zunächst 15 Moscheen und 1984 in Köln als bundesweite Organisation gegründet; dort ist auch sein Sitz. Die Ditib wird vom türkischen Religionsministerium mitfinanziert und gelenkt. Der Ditib-Vorsitzende ist in Personalunion stets auch türkischer Botschaftsrat für religiöse und soziale Angelegenheiten. Nach eigenem Bekunden vertritt die Ditib den türkischen Staatsislam mit dem Prinzip der Trennung von Staat und Religion. Die Gemeinden werden durch vom türkischen Staat besoldete Vorbeter (Hodschas/Imame) betreut.
Laut Selbstdarstellung bekennt sich die Ditib zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes. Politisches Engagement lehnt der Verband offiziell ab. Kritiker werfen dem Verband aber vor, als verlängerter Arm der türkischen Regierung zu fungieren und durch eine nationalistische Ausrichtung die Integration der Türken in Deutschland zu behindern. Zudem propagiere die Ditib ein konservatives Islamverständnis und unterstütze das militärische Vorgehen der Türkei gegen Kurden in Nordsyrien.
Nach dem Putschversuch 2016 in der Türkei kam es zur Ausspionierung von Gegnern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan durch Ditib-Imame. Der Verband, der lange als Partner bei der Integration galt, wird inzwischen von der deutschen Politik mit Misstrauen gesehen.
Ditib ist auch eine von vier Mitgliedsorganisationen im Koordinationsrat der Muslime (KRM). Zu den zentralen Aufgaben der Ditib zählt seit der Jahrtausendwende zunehmend der Bau großer Moscheen in deutschen Städten, so in Duisburg, Köln, Bielefeld oder Essen. Dabei kam es immer wieder zu Protesten aus der nichtislamischen Bevölkerung. (KNA,16.01.2018)