Experten: Islamkonferenz muss Vielfalt der Muslime abbilden

"Muslimisches Leben säkularer als angenommen"

Spitzenvertreter von Staat und Kirche haben neue Ansätze bei der im November geplanten Islamkonferenz gefordert. Es müssten zum Beispiel neue Wege der Kooperation gefunden werden, ähnlich wie bei Kirche und Staat.

Gläubiger Muslim im Gebet / © Mohammed Saber (dpa)
Gläubiger Muslim im Gebet / © Mohammed Saber ( dpa )

Seit der Einladung zur ersten Islamkonferenz vor zwölf Jahren hätten sich Repräsentanten muslimischer Verbände und der Bundesregierung über Fragen des deutschen Religionsverfassungsrechts "genug ausgetauscht", sagte der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Markus Kerber, am Montagabend bei einer Veranstaltung in Berlin. Die nächste Islamkonferenz müsse die "Vielgestaltigkeit" des muslimischen Lebens stärker berücksichtigen.

Wege der Kooperation finden

So solle der Staat Bürger muslimischen Glaubens dabei unterstützen, sich auch in neuen Formen zu organisieren. "Das muslimische Leben in Deutschland ist weit säkularer, als ihre bisherigen Verbandsvertreter annehmen", betonte der Staatssekretär. Muslime bräuchten Unterstützung dabei, Wege zu finden, wie sie ähnlich wie die Kirchen mit dem Staat "gut kooperieren" könnten.

Der Leiter des Katholischen Büros Berlin, Karl Jüsten, rief die staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen auf, Muslime "vorbehaltlos aufzunehmen". Als Beispiele nannte er Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Vereine. Dort müssten Mitglieder muslimischen Glaubens ihre religiösen Traditionen praktizieren und etwa Gebetszeiten einhalten können.

Es dürften nicht alle Muslime wegen der demokratiefeindlichen Positionen von Islamisten in Haftung genommen werden, sagte der Prälat, der die Deutsche Bischofskonferenz in der Bundespolitik vertritt.

Gemeinsamkeiten hervorheben

Die Berliner Caritasdirektorin Ulrike Kostka forderte, die Islamkonferenz müsse die "vielen gemeinsamen Werthaltungen" von Muslimen und Christen mehr herausstellen. Zugleich sei eine offene Debatte über theologische Unterschiede erforderlich. Sie dürfe aber nicht auf "die Kopftuch- und Frauenfrage reduziert werden".

Kerber ist an der Konzeption der nächsten Islamkonferenz beteiligt. Im Frühjahr wurde er Staatssekretär im Bundesinnenministerium, dort hat er bereits von 2006 bis 2009 die damalige Islamkonferenz verantwortet. Unter Horst Seehofer (CSU) hat er diese Aufgabe erneut übernommen. Kerber, Jüsten und Kostka sprachen bei einer Veranstaltung in der Katholischen Akademie zum Thema "Religion - ein entscheidender Integrationsfaktor?"


Quelle:
KNA