Buchautor Ahmad Mansour sieht muslimische Verbände kritisch

Für Integration gewinnen

Der Buchautor Ahmad Mansour hält Islamverbände für wenig geeignete Partner bei der Integration von muslimischen Migranten und Flüchtlingen. Zugleich sei es fatal, dass Kirchen diese Verbände noch unterstützten.

 (DR)

In einem Interview des Deutschlandfunks sprach der Psychologe am Montag von einem "Jahrhundertfehler", diese Aufgabe jenen zu überantworten, die für die Entstehung von Parallelgesellschaften "eigentlich verantwortlich" seien.

Islam keine kirchlichen Strukturen aufzwingen

Fatal nannte es Mansour, dass die Kirchen – auch aus Angst vor einem Machtverlust – in diesem Zusammenhang islamische Verbände und Vereine unterstützten, "die ganz andere Werte vermitteln als das, was in unserem Grundgesetz steht".

"Erstmal müssen wir aufhören, dem Islam kirchliche Strukturen aufzuzwingen", sagte Mansour. "Sie werden nie zwei islamische Kirchen haben, die im Namen dieser Religion sprechen und die Mehrheit der Muslime vertreten."

Stattdessen gelte es, die vielen Muslime, die nicht in Verbänden organisiert seien, für die Belange der Integration zu gewinnen, so Mansour. "Wenn wir weiterhin nur diesen politischen Islam, der vom Ausland gesteuert ist, als Ansprechpartner nehmen, werden wir weiter Probleme haben."

Wohlstand als Produkt der Aufklärung

Von der gesamten Gesellschaft wünsche er sich eine differenziertere Sicht auf den Islam, von den Neuankömmlingen eine höhere Bereitschaft, die eigenen Werte und Einstellungen zu hinterfragen, so Mansour. "Viele Menschen, die zu uns kommen, kommen nach Europa, kommen nach Deutschland, weil sie unbedingt Wohlstand genießen wollen, Sicherheit für ihre Kinder, bessere Bildungssysteme haben wollen", erläuterte der Islam-Experte.

"Sie vergessen aber, dass diese Eigenschaften Produkte der Aufklärung sind. Und die Aufklärung – das waren Zeiten, als die Menschen viel infrage gestellt haben – gegen Kirchen, gegen Autoritäten, gegen Religionsverständnisse auch Kritik geäußert haben, und zwar scharfe Kritik."

Religionsfreiheit sei keine Einbahnstraße, um die eigene Religion unbegrenzt leben zu können, sondern bedeute, Kritik an der Religion zu erleben und auszuhalten und dies nicht gleich als "diffamierend und rassistisch" zu bezeichnen.

"Gegen falsche Toleranz und Panikmache"

Mansour ist Palästinenser, stammt aus Israel und wäre in seiner Jugend nach eigenen Angaben beinahe radikaler Islamist geworden. Heute beschäftigt er sich mit Projekten gegen Radikalisierung, Unterdrückung und Antisemitismus unter Muslimen. Er lebt und arbeitet seit 2004 in Deutschland. Sein zweites Buch "Klartext zur Integration: Gegen falsche Toleranz und Panikmache" erscheint an diesem Mittwoch.


Publizist Ahmad Mansour  / © Maurizio Gambarini (dpa)
Publizist Ahmad Mansour / © Maurizio Gambarini ( dpa )
Quelle:
KNA
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