Religionsvertreter verurteilen Anschlag auf Muslime in London

Erzbischof Welby nennt Anschlag "verabscheuungswürdig"

Spitzenvertreter aller Religionen haben einen islamfeindlichen Anschlag auf Moscheebesucher in London verurteilt. In der Nacht war ein Lieferwagen vor einer Moschee in eine Menschengruppe gerast. Ein Mann starb.

Polizisten sammeln Bweisstücke. Kurz zuvor war hier ein Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast. / © Victoria Jones (dpa)
Polizisten sammeln Bweisstücke. Kurz zuvor war hier ein Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast. / © Victoria Jones ( dpa )

Spitzenvertreter aller Religionen haben einen islamfeindlichen Anschlag auf Moscheebesucher im Londoner Stadtteil Finsbury Park verurteilt. Ein Kleinbus war am Montag kurz nach Mitternacht in eine Menschengruppe vor der Moschee gerast, die zum Abendgebet im Fastenmonat Ramadan zusammengekommen war und sich gerade um einen bewusstlos gewordenen Mitgläubigen kümmerte. Ein Mensch kam ums Leben, zehn weitere wurden verletzt. Bei allen Opfern handelt es sich um Muslime. Ob der Tote durch den Aufprall ums Leben kam oder schon vor dem Anschlag verstarb, konnte noch nicht geklärt werden.

Augenzeugen berichteten, der 48-jährige Fahrer des gemieteten Kleinbusses habe gerufen: "Ich will alle Muslime töten." Bei seiner Verhaftung durch die Polizei rief er angeblich, er bereue seine Tat nicht und würde es wieder tun.

Forderung nach Sicherheitsvorkehrungen rund um Moscheen

Der Generalsekretär des britischen Islamrates, Harin Khan, forderte eine Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen rund um Moscheen. Seit den jüngsten Terroranschlägen in Manchester und London hätten Muslime verstärkt unter Islamophobie und Diskriminierung zu leiden.

Der Primas der anglikanischen Kirche von England, Erzbischof Justin Welby, nannte den Anschlag "verabscheuungswürdig" und betonte seine Solidarität mit der muslimischen Gemeinde. Der Angriff sei ein "Anschlag auf uns alle, unsere Kultur und unsere Werte".

Mit "Verständnis, Mitgefühl und Frieden" reagieren

Der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Nichols, zeigte sich "zutiefst schockiert". Gewalt generiere nur mehr Gewalt; der einzige Weg aus dieser Spirale sei die tägliche Vergegenwärtigung, dass "wir alle Erzeuger von Verständnis, Mitgefühl und Frieden" sein müssen.

Die jüdische Gemeinde verurteilte "den Versuch, die Spannungen in Großbritannien eskalieren zu lassen", so der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Moshe Kantor. "Ein Anschlag auf eine Religion ist ein Anschlag auf alle Religionen", so Kantor weiter. Ebenso äußerte sich die britische Vereinigung der Sikhs. Man brauche "einen ehrlichen Dialog und einen Sinneswandel" mit Blick darauf, wie die britische Regierung mit allen Formen von Hass und Terror umgehe, so der Vorsitzende der Vereinigung, Bhai Amrik Singh.

Mitgefühlsbekundung aus Deutschland

Die Bundesregierung in Berlin sprach den Opfern und Angehörigen des Anschlags "tiefes Mitgefühl" aus. Es gelte auch allen Gläubigen der Gemeinde und allen Londonern, "denen es derzeit kaum vergönnt" sei, zur Ruhe zu kommen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Zugleich mahnte er, die polizeilichen Ermittlungsergebnisse rund um den Angriff abzuwarten, auch wenn es nach ersten Erkenntnissen aussehe, als könne es sich um einen erneuten Terrorakt handeln.


Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, nach einer Mahnwache für die Opfer des Terroranschlags / © Victoria Jones (dpa)
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, nach einer Mahnwache für die Opfer des Terroranschlags / © Victoria Jones ( dpa )

Kardinal Vincent Nichols / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Vincent Nichols / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA