Seelsorgerin wirbt um Verständnis für Muslime im Ramadan

"Keine Höchtsleistungen erwarten"

Die muslimische Seelsorgerin Dua Zeitun wirbt zu Beginn des Fastenmonats Ramadan um Verständnis für Muslime. "Man sollte in dieser Zeit, soweit es mit Lehrplänen und Unternehmen vereinbar ist, keine Höchstleistungen von ihnen fordern"

Autor/in:
Martina Schwager
Muslim beim Gebet / © Wolfgang Radtke (KNA)
Muslim beim Gebet / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Das sagte Zeitun im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Andererseits sei aber auch Mitleid nicht angebracht: "Fasten ist kein Zwang und keine Quälerei."

Für die Muslime in aller Welt beginnt der Fastenmonat an diesem Wochenende. Auch viele der rund 4,5 Millionen Muslime in Deutschland bereiten sich derzeit darauf vor. Für meisten muslimischen Gemeinden fängt der Ramadan am Samstag an und endet am 24. Juni. Der erste Tag des dreitägigen Ramadanfestes Eid al-Fitr ist also der 25. Juni.

Unterschiedlicher Beginn des Fastenmonats

Diese Daten sind auf Grundlage astronomischer Berechnungen festgelegt worden. Weil der Monat im islamischen Kalender aber in dem Moment beginnt, in dem der Neumond zum ersten Mal gesehen wird, richten manche Moscheegemeinden den Beginn des Ramadan nach der Sichtung des Mondes etwa in Mekka aus. So kann das Fasten auch einen Tag vor oder nach dem festgelegten Datum beginnen.

Zeitun betonte, sie wünsche sich Lehrer, die die Schüler nicht ausgerechnet in dieser Zeit zum Tausendmeterlauf antreten ließen, sie aber auch nicht unentwegt zum Trinken aufforderten. Insgesamt aber habe sich die Einstellung der christlich geprägten Gesellschaft zum Ramadan in den vergangenen Jahren deutlich zum Positiven verändert.

Gründe für Unterbrechungen

Es sei auch für die Muslime hierzulande nachvollziehbar und selbstverständlich, dass sich das Leben nicht wie in islamischen Ländern ganz dem Ramadan anpasse, betonte die Seelsorgerin an der Ibrahim Al-Khalil Moschee in Osnabrück.

Bestimmte Zwänge seien immer ein Grund, das Fasten zu unterbrechen, erläuterte die Mutter dreier Kinder. "Wer schwerer körperlicher Arbeit oder extremem Stress etwa in Prüfungen ausgesetzt ist, braucht nicht zu fasten." Leistungssportlern sei das Fasten ebenfalls erlassen. "Ich würde meinen Kindern deutlich sagen: Wenn Du eine Klausur schreibst, musst du währenddessen trinken."

Fastenbrechen am Abend

Ohnehin dürften nur körperlich und geistig gesunde Erwachsene und reife Jugendliche fasten, sagte Zeitun. "Meistens werden sie aber schon als Kinder langsam herangeführt, indem sie einige Tag mitfasten." Wer gesundheitlich in irgendeiner Weise beeinträchtigt sei oder regelmäßig Medikamente nehmen müsse, dem sei das Fasten nicht erlaubt. "Auch alte Menschen fasten nicht. Bei besonders hohen Temperaturen sollten Menschen, die sich beeinträchtigt fühlen, das Fasten unterbrechen."

Die Aufnahme von Speisen und Getränken ist im Ramadan auf die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang beschränkt. Da der Ramadan in jedem Jahr zehn bis elf Tage zurückrückt (2018 beginnt er am 16. Mai), verändern sich diese Zeiten. In diesem Jahr ist die Tages-Fastenzeit in Deutschland mit 18 bis 19 Stunden sehr lang. Zum täglichen Fastenbrechen am Abend kommen vor allem an den Wochenenden Familien und Freunde zum gemeinsamen Essen zusammen. Auch in Moscheegemeinden werden Mahlzeiten zum Fastenbrechen angeboten.

Islamischer Fastenmonat Ramadan

Für Muslime ist das Fasten, das jeweils im neunten Monat des islamischen Mondjahres stattfindet, eine der fünf Säulen ihrer Religion neben dem Pilgern nach Mekka, den täglichen Gebetszeiten, dem Glaubensbekenntnis zu Allah als einzigem Gott und dem Almosengeben. Auf das Ende des Ramadan folgt das dreitägige Fest des Fastenbrechens, arabisch 'Id al Fitr.

Viele gläubige Muslime verzichten im Fastenmonat Ramadan für vier Wochen tagsüber auf Genussmittel, Essen und Trinken / © Drazen Zigic (shutterstock)
Viele gläubige Muslime verzichten im Fastenmonat Ramadan für vier Wochen tagsüber auf Genussmittel, Essen und Trinken / © Drazen Zigic ( shutterstock )
Quelle:
epd