Neue Studien zur Entwicklung von Religionen

Islam wächst am stärksten

Wie entwickelt sich die Religionszugehörigkeit in den kommenden Jahrzehnten? Welchen Zugang haben junge Menschen zum Glauben? Mit diesen Themen beschäftigen sich zwei aktuelle Studien - mit interpretationsfähigen Ergebnissen.

Muslime im Gebet / © Jens Schulze (epd)
Muslime im Gebet / © Jens Schulze ( epd )

Der Islam wächst einer Studie zufolge stärker als alle anderen großen Religionen. Im Jahr 2060 werde es weltweit fast so viele Muslime wie Christen geben, prognostiziert das US-amerikanische Pew Research Center in einer aktuellen Untersuchung. Auch die weltweite Zahl der Christen wird demnach in den kommenden Jahrzehnten zunehmen.

Nach den Daten von Pew stellten Christen im Jahr 2015 31,2 Prozent (2,3 Milliarden) der Weltbevölkerung. Muslime hatten einen Anteil von 24,1 Prozent (1,8 Milliarden). Für 2060 rechnet das Forschungsinstitut mit drei Milliarden Muslimen (31,1 Prozent) und 3,1 Milliarden Christen (31,8 Prozent).

Sinkender Anteil von Menschen ohne religiöse Bindung

Der Anteil der Menschen ohne religiöse Bindung wird der Studie zufolge von 16 Prozent auf 12,5 Prozent sinken, der Anteil der Hindus von 15,1 Prozent auf 14,5 Prozent und der Anteil der Buddhisten von 6,9 Prozent auf 4,8 Prozent. Pew rechnet mit einem Wachstum der Weltbevölkerung von 7,3 Milliarden im Jahr 2015 auf 9,6 Milliarden im Jahr 2060.

Das vergleichweise langsame Wachstum des Christentums erkläre sich auch mit den Sterberaten im überwiegend christlichen Europa, heißt es in der Studie. In Deutschland überträfen die Sterbezahlen bei der christliche Bevölkerung die Zahl der Geburten. Auch Menschen ohne religiöse Bindung hätten deutlich weniger Kinder als Muslime.

Studie: Jungen Europäern ist Religion nicht mehr wichtig

Laut einer weiteren Umfrage spielen Kirche und Religion im Leben der Jugend in Europa kaum noch eine Rolle. 85 Prozent der jungen Erwachsenen sagten, dass sie ohne Glauben an Gott glücklich sein können. 86 betonten, kein oder sehr wenig Vertrauen in religiöse Institutionen zu haben. Dies geht aus der in Mainz veröffentlichten Jugendstudie "Generation What?" hervor, für die die Antworten von rund 200.000 jungen Menschen zwischen 18 und 34 Jahren aus zehn europäischen Staaten ausgewertet wurden.

Abnehmender Glaube an Gott

In keinem der beteiligten Länder vertrauen demnach mehr als 3 Prozent der Befragten den religiösen Institutionen voll. In Deutschland und den Niederlanden fällt das Misstrauen mit 47 und 48 Prozent noch am geringsten aus. 79 Prozent der jungen Erwachsenen in Deutschland gaben an, ohne Glaube an Gott glücklich sein zu können.

Nach Angaben der Studienautoren ist die Befragung repräsentativ für diese Altersgruppe in Europa. Die Ergebnisse basieren auf Befragungen im Internet zwischen April 2016 und März 2017. Daran nahmen insgesamt rund eine Million Personen aus 35 Ländern teil. Die in Zusammenarbeit mit dem Berliner Sinus-Institut veröffentlichte Studie bezieht sich auf rund 200.000 Internetbefragungen aus zehn Staaten: aus Belgien, Deutschland, Griechenland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Schweiz, Spanien und Tschechien. In der Bundesrepublik beteiligten sich mehrere öffentlich-rechtliche Sender an dem Projekt.


Quelle:
KNA , epd