Paritätischer Wohlfahrtsverband lobt muslimische Sozialarbeit

"Große Chancen"

Potenzial verkannt: Aus der Sicht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Nordrhein-Westfalen wird das Wirken von muslimischer Sozialarbeit noch immer unterschätzt.

Muslimische Sozialarbeit / © Gregor Fischer (dpa)
Muslimische Sozialarbeit / © Gregor Fischer ( dpa )

"Es wird noch viel zu wenig wahrgenommen, was muslimische Gemeinden in der Flüchtlingsarbeit leisten", sagte Wilfried Theißen vom Paritätischen in NRW dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Wuppertal. "Dort bieten sich wirklich große Chancen." Theißen leitet ein deutschlandweit einzigartiges Modellprojekt, bei dem 17 muslimische und zwei alevitische Gemeinden in Köln und Wuppertal in ihrer Sozialarbeit weitergebildet werden.

Angst vor Radikalisierung

Die Gemeinden engagierten sich zudem in der Extremismusprävention. "Die Eltern haben große Sorgen, dass sich ihre Kinder radikalisieren könnten", sagte Theißen. Die Gemeinden wollten einer Radikalisierung etwa durch mehr Angebote für den Übergang zwischen Schule und Beruf entgegenwirken. Dafür vernetzen sich die Gemeinden mit anderen Organisationen, die bereits Unterstützungen in dem Bereich anbieten. Außerdem strebten manche die Anerkennung als Träger der Jugendhilfe an, um selbst gezielte Angebote machen zu können. Doch das sei ein langer Prozess.

Professionalisierung von Strukturen

In der Qualifizierungs-Phase des Projekts sollen die Gemeinden in ihrer Vereins- und Organisationskultur fitgemacht werden. Denn nach Theißens Einschätzung müssen häufig die Abläufe und Strukturen professionalisiert werden, um an das System der Wohlfahrtspflege anschließen und damit Fördergelder beantragen zu können. "Zurzeit haben wir fast ausschließlich ehrenamtliche Strukturen und wie in anderen Vereinen auch bedeutet das, dass Ehrenamtliche an ihre Grenzen stoßen", sagte der 61-Jährige.

Noch bis zum Frühjahr 2018 läuft das vom Bundesfamilienministerium und nordrhein-westfälischen Integrationsministerium geförderte Projekt. Die aus dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen veröffentlicht und für andere Gemeinden nutzbar gemacht werden. Er hoffe, dass es in den Gemeinden danach weitergehe, sagte Theißen.

Jana Hofmann


Quelle:
epd