SPD-Politikerin Akgün: Kölner Moscheeneubau bleibt wohl Ruine

"Passt nicht zur neuen türkischen Regierung"

"Zu modern, zu europäisch": Die türkische Religionsbehörde Diyanet werde die geplante Kölner Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union verfallen lassen, vermutet die Buchautorin und SPD-Politikerin Lale Agkün.

Lale Akgün / © Daniel Reinhardt (dpa)
Lale Akgün / © Daniel Reinhardt ( dpa )

"Ich glaube, dass die Moschee überhaupt nicht zu Ende gebaut werden wird, weil sie nicht zu Ende gebaut werden soll", schreibt Akgün in einem Beitrag für die Septemberausgabe des Materialdienstes der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin.

Passt nicht zur Ideologie

Die türkische Religionsbehörde Diyanet werde die Moschee verfallen und irgendwann abreißen lassen, vermutet die SPD-Politikerin. "Diese Moschee passt nicht zur Ideologie und Politik der neuen türkischen Regierung: zu modern, zu europäisch und von einem christlichen Architekten gebaut."

Akgün gehörte selbst zur Jury des Architektenwettbewerbs, die 2006 den Entwurf des Kölner Architekten Paul Böhm für den Bau der Moschee auswählte.

Kritik an Dachverbänden

In ihrem Beitrag kritisiert Akgün auch eine Deutungshoheit der meist konservativen islamischen Dachverbände in Deutschland. "Sie werden bekanntlich zu einem großen Teil aus dem Ausland finanziert und vertreten die theologische Ausrichtung der Geberländer", schreibt Akgün.

"So setzen sie sich mit Hilfe aus dem Ausland für das Kopftuch von Lehrerinnen, für Befreiung vom Schwimmunterricht und Kantinen mit Halal-Gerichten ein."

Bunt gemischte Gruppe

Ihnen gehe es um die Sichtbarkeit des konservativen Islam. "Wer ein solches Islamverständnis für allgemeingültig oder für das einzig richtige hält, der übersieht aber, dass die große Gruppe der Muslime sehr viel bunter gemischt ist", schreibt Akgün. "Da gibt es Fromm-Gläubige genauso wie Liberale und sogar Atheisten."

Dass der "ultrakonservative" Koordinationsrat der Muslime die Definitionsmacht über das habe, was der Islam ist, sei ein "Affront gegenüber allen anderen, die den Islam anders auslegen." Ein aufgeklärter Islam müsse den Rechtsstaat als konstituierenden Rahmen für alle und den Glauben vor allem als Privatsache des Einzelnen akzeptieren.


Quelle:
KNA