Kurienkardinal Koch mahnt christliche Offenheit an

"Wurzeln nicht verstecken"

Das Christentum in Europa darf laut Kurienkardinal Kurt Koch seine Wurzeln nicht in "falscher Bescheidenheit" verstecken. Es könne die Begegnung mit dem Islam nur bestehen, wenn es "den in ihm fließenden Wärmestrom wieder entdeckt".

Kurienkardinal Kurt Koch / © Angelika Warmuth (dpa)
Kurienkardinal Kurt Koch / © Angelika Warmuth ( dpa )

Das sagte der Geistliche im Interview des österreichischen Internetportals kath.net. "Insofern besteht das Problem heute nicht so sehr in der Stärke des Islam, sondern in der Schwäche des Christentums in Europa." Mit der Präsenz des Islam werde eine "problematische Grundüberzeugung in den westlichen Gesellschaften" in Frage gestellt - nämlich die Abdrängung der Religion in die Privatsphäre des einzelnen Menschen.

Islam eine öffentliche Religion

Der Islam, so Koch, verstehe sich demgegenüber als eine öffentliche Religion, die auch öffentlich sichtbar sein wolle. "Insofern stellt der Islam in Europa auch eine Provokation insofern dar, als die weitgehende Privatisierung der Religion korrigiert werden muss." Denn eine Gesellschaft, die die Religion ganz in den Privatbereich abdränge, könne interreligiös nicht dialogfähig sein.

Forderung nach mehr Gegenseitigkeit

"Es ist richtig, dass man den Muslimen hilft, das Leben ihres Glaubens in unseren demokratischen Gesellschaften zu ermöglichen", sagte der Kardinal. "Was ich etwas vermisse ist dies, dass man nicht ebenso klar von islamischen Ländern ein gleiches Verhalten gegenüber den Christen einfordert." Man könne sich nur glaubwürdig für die Errichtung von islamischen Institutionen in den westlichen Gesellschaften starkmachen, wenn man sich zugleich dafür einsetze, "dass beispielsweise die griechisch-orthodoxe Hochschule auf der Insel Chalki in der Türkei wieder geöffnet werden kann". In solchen Fragen müsse man auf "noch mehr auf Gegenseitigkeit" bestehen.


Quelle:
KNA