Zentralrat der Muslime fordert permanenten Polizeischutz

Mitarbeiter in Angst

Die Silvesternacht in Köln hat Folgen für den Zentralrat der Muslime. Immer wieder werden deren Mitglieder seitdem angefeindet und bedroht. Der Vorsitzende, Mazyek, fordert nun permanenten Polizeischutz.

Polizisten am Kölner Hauptbahnhof / © Oliver Berg (dpa)
Polizisten am Kölner Hauptbahnhof / © Oliver Berg ( dpa )

Der Zentralrat der Muslime erlebt nach den frauenfeindlichen Übergriffen mutmaßlich ausländischer Täter in Köln eine Welle von Gewaltandrohungen. Polizei, Staatsschutz und Staatsanwaltschaft seien eingeschaltet, sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe): "Wir erhalten immer mehr Briefe, Mails und Telefonate, die offen zu unserer Vernichtung aufrufen und in denen dem Verband mit Anschlägen gedroht wird."

Stimmung gegen Muslime

Mazyek forderte, der Zentralrat benötige permanenten Polizeischutz. "Ich hätte es nie für möglich gehalten zu sagen: Es reicht nicht mehr, wenn die Polizei von Zeit zu Zeit Streife fährt. Unsere Mitarbeiter haben richtig Angst." Überhaupt trauten sich viele muslimische Frauen nicht mehr auf die Straßen. Rechtsextremisten instrumentalisieren nach seinen Worten die Silvesternacht, um Stimmung gegen Muslime und Flüchtlinge zu machen.

Sie riefen offen zu Gewalt gegen Ausländer auf. "Gleichzeitig erreicht uns in den letzen Tagen auch eine Welle Mut machender Mails und Briefe voller Solidarität und Mitgefühl der Deutschen, die sich mit dieser unhaltbaren Situation nicht abfinden wollen."

"Islam ehrt die Frau"

Mazyek forderte, stärker zu differenzieren. "Wir müssen das Thema sexuelle Gewalt in den Mittelpunkt stellen und dabei die Defizite, die es leider in allen Gesellschaften gibt, offen benennen." Zu diesen Defiziten zählten zum Beispiel Strafverfolgung und Strafmaß "bei öffentlichen Rudel-Bildungen, bei denen nicht selten auch sexuelle Übergriffe passieren". Vielfach gelte es immer noch als Kavaliersdelikt, einer Frau einen Klaps auf den Hintern zu geben oder ihr gar in den Schritt zu fassen.

Der Zentralratsvorsitzende forderte die muslimischen Gemeinden auf, Macho-Kulturen, die es in bestimmten Schichten muslimischer Gesellschaften gebe, zu thematisieren. Sie dürften nicht zulassen, dass dies religiös instrumentalisiert werde: Der Islam ehre die Frau. Sie herabzuwürdigen und ihr gar Gewalt anzutun, sei "eine große Sünde".


Quelle:
epd