Katastrophe bei Mekka-Wallfahrt

Mehr als 700 Tote bei Massenpanik

Bei einem der schlimmsten Unglücke während der islamischen Wallfahrt Hadsch sind nahe Mekka mehr als 700 Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück ereignete sich im Ort Mina. 

Pilger in Mekka (KNA)
Pilger in Mekka / ( KNA )

Die Zahl der Toten nach der Massenpanik ist mittlerweile auf  717 gestiegen. 805 Gläubige seien bei der Katastrophe am Donnerstagmorgen verletzt worden, teilte die saudische Zivilverteidigung über Twitter mit. Bilder zeigten, wie die im weißen Pilgergewand gekleideten Opfer auf Liegen versorgt und weggetragen wurden. Zu dem Drama kam es an einer Straßenkreuzung in Mina. 

Dort hatte es nach einem schweren Unglück im Jahr 2006 eigentlich mehrere Baumaßnahmen gegeben, die für einen reibungslosen Strom der Pilger sorgen und einen Massenandrang verhindern sollten. Damals waren bei einer Massenpanik mehr als 350 Gläubige zu Tode getrampelt worden. Deswegen werden die Pilger heute eigentlich so geleitet, dass sich ihre Wege nicht mehr kreuzen.

Hintergründe noch unklar

Warum trotzdem erneut eine Katastrophe gab, war zunächst unklar. An einer Kreuzung in Mina habe es am Donnerstagmorgen plötzlich einen Stau gegeben, erklärte die Zivilverteidigung. Dann sei eine Massenpanik ausgebrochen. Entlang dieser Route ziehen die Gläubigen am dritten Tag der Wallfahrt von ihren Schlafzelten in Richtung eines fünfstöckigen Gebäudes, wo sie Steine auf Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren. Die Opfer kommen aus unterschiedlichen Nationen. Nach Angaben saudischer Medien haben sich in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Menschen auf die Pilgerfahrt nach Mekka gemacht, darunter fast 1,4 Millionen aus anderen Ländern. Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften soll für Sicherheit sorgen.

Bundesaußenminister Steinmeier zeigte sich bestürzt. "Ich bin erschüttert", sagte er. "Dem saudischen Volk, allen Pilgern, die sich auf den Weg nach Mekka gemacht haben und insbesondere den Familien der Opfer, die von einem solch schrecklichen Schicksalsschlag getroffen werden, gilt mein tiefes Mitgefühl." Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte dem König von Saudi-Arabien, Salman bin Abdulaziz Al Saud. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und bei ihren Familien", hieß es in dem Schreiben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte ebenfalls ihr "aufrichtiges Beileid" und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung.

1990: Bisher schwerstes Unglück mit mehr als 1.400 Toten

Immer wieder kommt es während der Wallfahrt zu Unglücken. Erst wenige Tage vor Beginn des diesjährigen Hadsch waren mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen, als ein Kran bei einem schweren Unwetter auf die Große Moschee stürzte. Nach Angaben des deutschen Herstellers Liebherr war die Baumaschine nicht ausreichend gesichert. 

Am Mittwoch erlitten mehr als 200 Menschen an einem Bahnhof in Mina in großem Gedränge Schwäche- und Ohnmachtsanfälle. Dort war der Zugverkehr wegen eines technischen Defekts gestört. Beim bislang schwersten Unglück in Mekka waren 1990 bei einem tödlichen Gedränge mehr als 1.400 Menschen ums Leben gekommen.

 

Quelle:
dpa , KNA