Merkel nimmt erstmals am muslimischen Fastenbrechen teil

Zeichen des Zusammenhalts

Die Bundeskanzlerin wird an diesem Dienstagabend erstmals am traditionellen Fastenbrechen im Ramadan teilnehmen. Sie sieht aber im Verhältnis der Muslime zum Staat noch einiges zu tun.

Autor/in:
Christoph Scholz
Muslime beim gemeinsamen Fastenbrechen (dpa)
Muslime beim gemeinsamen Fastenbrechen / ( dpa )

Am Dienstagabend will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erstmals am traditionellen muslimischen Fastenbrechen teilnehmen. Der Empfang auf Einladung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), solle ein Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sein, heißt es bei der Bundesregierung. Das Treffen findet in der Berliner Villa Borsig statt, dem Gästehaus des Auswärtigen Amtes.

Der muslimische Fastenmonat Ramadan findet dieses Jahr vom 18. Juni bis 16. Juli statt. In dieser Zeit sollen die Gläubigen von der Morgen- bis zur Abenddämmerung nichts essen und trinken. Traditionell wird das Fasten nach dem Abendgebet mit dem gemeinschaftlichen Mahl, auf Arabisch Iftar, gebrochen, zu dem häufig auch Nicht-Muslime eingeladen werden.

Merkel ist an einer Integration des Islam in Deutschland gelegen. So machte sie sich bei der Gedenkfeier an die Opfer des Terroranschlags in Frankreich auf eine Satirezeitschaft und ein jüdisches Kaufhaus die umstrittene Aussage von Ex-Bundespräsident Christian Wulff zu eigen: "Der Islam gehört zu Deutschland". Allerdings betonte sie zugleich, dass dies von Seiten der Muslime eine uneingeschränkte Anerkennung von Demokratie und Menschenrechten verlange - mithin eine Absage an jede Gewalt.

Merkel: Islam müsse klären, wer seine Repräsentanten sind

Merkel machte erst kürzlich bei der Jahresversammlung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU deutlich, dass es im Verhältnis von Islam und Staat "noch einiges zu tun gibt". Reine "Praktikabilitätsgründe" dürften nicht darüber entscheiden, wie das Verhältnis definiert wird, nur um "irgendein Konstrukt" für den Islamunterricht zu finden. Zudem müsse der Islam klären, wer seine Repräsentanten sind. Denn diese sind für Merkel nicht automatisch die Vereine. Dahinter steht die Forderung, dass sich auch der Islam in das bewährte Staatskirchenrecht integriert. Wohl gerade aufgrund der Trennung von Staat und Religion legt Özoguz Wert auf die Feststellung, dass es sich bei dem Empfang nicht um eine religiöse Veranstaltung handele.

Es ist im Übrigen nicht das erste Treffen dieser Art in der Villa. Bereits 2013 lud der damalige Außenminister Guido Westerwelle (FDP) zum Fastenbrechen ein. Anlass war die Visite seines Amtskollegen aus den Vereinten Emiraten.

Zum jetzigen Treffen werden mehrere Mitglieder der Bundesregierung, die religionspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen, Amts- und Würdenträger von Dach- und Spitzenverbänden der Muslime, Repräsentanten der Wissenschaft und der islamischen Lehrstühle in Deutschland sowie Vertreter anderer Religionsgemeinschaften kommen. Das Treffen ist also multireligiös angelegt.

Nach einer Begrüßungsansprache von Özoguz folgen Grußworte des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, und der Sprecherin des Koordinationsrats der Muslime, Nurhan Soykan. Anschließend hält die Kanzlerin eine Rede.

Empfang nach Tradition von US-Präsident Obama

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ließ sich entschuldigen. Als Vertreterin wird die stellvertretende Leiterin des Katholischen Büros in Berlin, Katharina Jestaedt, kommen.

Regierungsvertreter von Bund und Ländern haben in der Vergangenheit schon mehrfach am Fastenbrechen teilgenommen. So folgte in diesem Jahr Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) einer Einladung in das Bildungswerk Kreuzberg, und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) war zu Gast beim Fastenbrechen einer Flüchtlingsfamilie aus Syrien.

Der Empfang am Dienstagabend ähnelt aber eher der von US-Präsident Bill Clinton eingeführten und von Barack Obama aufgenommenen Tradition - auch wenn Merkel nicht die Gastgeberin ist. Obama lädt zum "Iftar" immer wieder muslimische Geistliche und Führungspersonen sowie Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften und politische Repräsentanten in das Weiße Haus ein.


Quelle:
KNA