Identifikation deutscher Muslime mit Grundwerten

Muslime in Deutschland finden Demokratie gut

Die meisten der vier Millionen Muslime in Deutschland identifizieren sich laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung mit den Grundwerten Demokratie und Pluralität.

Junge Muslime in Deutschland (dpa)
Junge Muslime in Deutschland / ( dpa )

90 Prozent der hochreligiösen Muslime halten die Demokratie für eine gute Regierungsform. Das ist ein Ergebnis der am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichten Sonderauswertung Islam aus dem Religionsmonitor 2013 der Bertelsmann Stiftung. Umgekehrt belege eine Umfrage von Ende November 2014, dass große Teile der nicht-muslimischen Bevölkerung dem Islam ablehnend gegenüberstehen.

Laut Bertelsmann belegt der Religionsmonitor eine starke Verbundenheit der Muslime zu den Grundwerten der Bundesrepublik. Sie zeigten sich mehrheitlich fromm und liberal zugleich. 63 Prozent der sich als ziemlich oder sehr religiös bezeichnenden Muslime überdenken regelmäßig ihre religiöse Einstellung. Einer Heirat unter Homosexuellen stimmten rund 60 Prozent von ihnen zu. In der Türkei hingegen, dem Hauptherkunftsland der Muslime in Deutschland, gibt nur jeder dritte hochreligiöse Muslim an, den Glauben regelmäßig zu überdenken. Gleichgeschlechtliche Ehen befürworten dort nur 12 Prozent der Hochreligiösen.

Negative Vorurteile gegenüber Islam wachsen

Trotz der Verbundenheit der Muslime mit Deutschland wachsen hier negative Vorurteile gegenüber dem Islam, wie es hieß. Nach einer repräsentativen Emnid-Umfrage im Auftrag der Stiftung empfinden 57 Prozent der nicht-muslimischen Bundesbürger den Islam als Bedrohung, vier Prozentpunkte mehr als 2012. 61 Prozent der Bundesbürger finden, der Islam passe nicht in die westliche Welt (2012: 52 Prozent). 40 Prozent der Befragten fühlen sich durch Muslime wie Fremde im eigenen Land. Jeder Vierte will Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland verbieten.

Weder politische Orientierung, Bildungsniveau noch Sozialstatus beeinflussten das Islambild der Deutschen nennenswert, heißt es in der Sonderauswertung. Entscheidender seien Alter und persönlicher Kontakt zu Muslimen. So fühlten sich von den über 54-Jährigen 61 Prozent durch den Islam bedroht, von den unter 25-Jährigen aber nur 39 Prozent. Die Angst sei dort am stärksten, wo wenige Muslime leben. In Nordrhein-Westfalen, wo ein Drittel von ihnen wohnt, fühlen sich 46 Prozent der Bürger bedroht. In Thüringen und Sachsen mit einem niedrigen Muslimen-Anteil sagen dies 70 Prozent.

Radikale Islamisten schüren Negativ-Image

Die Islam-Expertin der Stiftung, Yasemin El-Menouar, führt das Negativ-Image auf die Minderheit von radikalen Islamisten zurück. Es bestehe die Gefahr einer breiten Islamfeindlichkeit. Dabei gebe es vieles, was Muslime und Nicht-Muslime verbinde. El-Menouar: "Daraus kann ein Wir-Gefühl wachsen." Aber dafür bedürfe es einer stärkeren Wertschätzung der Muslime und ihrer Religion.

Der Religionsmonitor basiert nach den Angaben auf repräsentativen Umfragen in verschiedenen Ländern. Für den Vergleich mit dem aktuellen Meinungsbild zum Islam wurde Ende November eine zusätzliche Umfrage gestartet.


Quelle:
KNA , DR