Katholische Kirche fordert Verurteilung der islamistischen Gewalt

"Töten im Namen Gottes ist eine Sünde gegen Gott"

Als Reaktion auf die Ausschreitungen wegen des Mohammed-Schmähfilms fordern christliche Geistliche in Deutschland nun eine klare Distanzierung der Muslime von der Gewalt im Namen Gottes. Der Islam müsse sich von jeder Form des Fundamentalismus lossagen, verlangte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch.

Autor/in:
Johann Tischewski
 (DR)

Zollitsch sagte der Bild-Zeitung: "Gott hat den Frieden gestiftet und nicht die Gewalt gewollt. Töten im Namen Gottes ist eine Sünde gegen Gott." Er distanzierte sich klar von dem anti-islamischen Video. Zur Meinungsfreiheit gehöre auch die Achtung vor dem Bekenntnis von anderen, so der Erzbischof: "Meinungsfreiheit bedeutet, die Freiheit des anderen zu respektieren. Dazu gehört auch der Schutz des religiösen Bekenntnisses. Zu häufig - auch bei uns in Deutschland - wird die Schmerzgrenze überschritten."



Zollitsch verwies auf den Appell von Papst Benedikt XVI. in Beirut für ein brüderliches Verhältnis zwischen Christen und Muslimen. Der Papst habe "von der Hochachtung gegenüber dem Islam gesprochen", so Zollitsch. "Toleranz wird von beiden Seiten erwartet."



Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sagte, er warte noch "auf eindeutige und starke Zeichen führender Muslime aus den Ländern, in denen die Gewalt ausgebrochen ist." Der Vorsitzender der Unterkommission für den interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, beklagte, dass in Libyen, Afghanistan oder im Sudan der "große Protest gegen die Gewalt bisher ausgeblieben" sei. Der 70-Jährige sprach sich ebenfalls gegen eine Aufführung des umstrittenen Films in Deutschland aus: "Diese von rechtsextremistischen Gruppierungen geplanten Aufführungen zielen einzig auf die Störung der öffentlichen Ruhe ab und tragen zur Eskalation bei."



CSU will Strafgesetze verschärfen

Die Koalition debattiert derweilen eine Verschärfung des Strafrechts, um eine Aufführung des Films zu verhindern. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union im Bundestag, Johannes Singhammer (CSU), sprach sich in diesem Zusammenhang für eine Verschärfung des Paragrafen 166 Strafgesetzbuch aus. Singhammer plädierte dafür, einen bereits im Jahr 2000 von der Union in den Bundestag eingebrachten Gesetzentwurf erneut vorzulegen. "Der Gesetzentwurf hat eine neue, eine dramatische Aktualität", sagte Singhammer der Zeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe).



Demnach soll jede öffentliche Beschimpfung eines religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses künftig strafbar sein. Bislang muss zusätzlich noch der öffentliche Frieden gefährdet sein.



Die FDP lehnte den Vorstoß ab. "Statt sofort die Keule einer Strafrechtsänderung herauszuholen, erwarte ich eine klare moralische Haltung unserer Gesellschaft, die sich eindeutig gegen radikal-extremistische Haltungen im Islam und im Christentum wendet", sagte Patrick Reinhardt, Sprecher der Gruppe "Christen in der FDP-Bundestagsfraktion", der Zeitung.



Am kommenden Freitag, dem Tag des traditionellen Freitagsgebets, soll in der Freiburger Innenstadt eine Demonstration gegen den Film stattfinden. Angemeldet ist die Demonstration für die Zeit von 15 bis 18 Uhr, sie soll am Karlsplatz beginnen und enden. Beim Veranstalter handelt es sich nach Informationen von "SWR Info" um einen deutschen Staatsbürger, der im Südlibanon geboren wurde; Sicherheitskreise brächten ihn mit der radikal-islamischen Hisbollah-Bewegung in Verbindung.



Der in den USA produzierte Film "Die Unschuld der Muslime", der in Ausschnitten im Internet veröffentlicht wurde, verunglimpft den Propheten Mohammed. Der Film hat in zahlreichen muslimischen Ländern zum Teil gewalttätige antiwestliche Massenproteste ausgelöst.