Bischof Genn besucht jüdische Gemeinde in Münster

Zeichen für ein gutes Miteinander

Erstmals seit über fünf Jahrzehnten hat mit Felix Genn wieder ein Münsteraner Bischof der jüdischen Kultusgemeinde in Münster einen offiziellen Besuch abgestattet.

Felix Genn und Sharon Fehr / © Johannes Bernard
Felix Genn und Sharon Fehr / © Johannes Bernard

Die Verfolgung und Ermordung so vieler Menschen jüdischen Glaubens während der NS-Zeit könne jeden Christen nur mit tiefem Scham erfüllen, erklärte Genn am Dienstagabend zum 80. Jahrestag der Machtübernahme Adolf Hitlers. "Hätte es doch niemals diesen Tag gegeben", sagte Genn zu dem Gedenktag, der an die Übertragung der Regierungsgewalt im Deutschen Reich auf die NSDAP und ihre Verbündeten sowie die Umwandlung der bis dahin bestehenden Demokratie der Weimarer Republik in die NS-Diktatur erinnert. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg als Reichskanzler vereidigt. Der Ungeist von damals und jeder Antisemitismus heute gehöre "in den Müll der Geschichte", sagte der Bischof.

Genn äußerte sich zuversichtlich über einen weiteren guten jüdisch-christlichen Dialog. Sein Besuch der Synagoge solle deutliches Zeichen für ein gutes Miteinander von Juden und Katholiken in der Zukunft sein, sagte er. Der Bischof nannte die Juden die "älteren Geschwister im Glauben", die wie die Christen dieselben Gebete hätten, die Jesus in seinem jüdischen Elternhaus und in der Synagoge gesprochen habe.

Zeichen der Achtung und des Respekts

Der Vorsitzende der heute 800 Mitglieder zählenden Gemeinde, Sharon Fehr, würdigte den Besuch Genns als Zeichen der Achtung und des Respekts. "Ihr Besuch ist für uns eine große Ehre, ein gelebtes Zeichen von Wertschätzung und auch ein weiterer sichtbarer Schritt des Dialogs zwischen der Christlichen und Jüdischen Religion im Münsterland", erklärte Fehr nach Bistumsangaben. Er rief Juden und Christen dazu auf, gemeinsam gegen jede Form von Fremdenhass und Ausgrenzung einzutreten.

Die jüdische Gemeinde in Münster gehört den Angaben zufolge zu den ältesten in Nordwestdeutschland. In der Chronik der Stadt wird sie schon in der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts erwähnt. In der sogenannten Reichspogromnacht im November 1938 wurde die 1880 errichtete Synagoge völlig zerstört. Die heutige Synagoge wurde 1961 durch den damaligen Landesrabbiner Hans Channoch Meyer ihrer Bestimmung übergeben. Die überwiegende Zahl der Mitglieder der Kultusgemeinde, neun von zehn, stammen heute aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion.

 


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