EKD-Chef wütend über Angriff auf Rabbiner

"Nie und nimmer dürfen wir uns an so etwas gewöhnen"

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm zeigt sich entsetzt über den Angriff auf einen Rabbiner in München. Dieser war von einer Gruppe junger Männer antisemitisch angepöbelt und beleidigt worden. Die Polizei ermittelt.

Mann mit Kippa / © Harald Oppitz (KNA)
Mann mit Kippa / © Harald Oppitz ( KNA )

"Ein Rabbiner ist in München verfolgt und beleidigt worden. Niemand hat eingegriffen. Mich macht diese Meldung traurig und auch zornig", schrieb der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am Sonntagabend auf seiner Facebook-Seite. "Und ich verpflichte mich selbst und rufe uns alle auf, nicht widerspruchslos hinzunehmen, wenn Menschen in Deutschland Opfer antisemitischer Übergriffe werden. Nie und nimmer dürfen wir uns an so etwas gewöhnen!"

Ebenfalls am Sonntag hatte der bayerische Antisemitismus-Beauftragte Ludwig Spaenle (CSU) den Übergriff und das Nicht-Eingreifen von Passanten kritisiert. "Was mich besonders betroffen macht, ist die Tatsache, dass auch Bürgerinnen und Bürger, die den Vorfall offensichtlich gesehen haben, dem Rabbiner nicht zur Hilfe geeilt sind oder die Polizei verständigt haben."

Er trete für eine Kultur des Hinschauens und der Solidarität ein. "Denn nur eine wache und solidarische Gesellschaft kann solche Übergriffe verhindern. Und ein Übergriff auf Jüdinnen und Juden ist immer auch ein Übergriff auf die bundesdeutsche Gesellschaft."

Antisemitische und antiisraelische Parolen

Ähnlich hatte sich Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) geäußert: "Jeder Mensch muss in Bayern sicher und geborgen leben können! Wir dulden keinen Hass in unserer Mitte, in unseren Städten und Gemeinden", wurde sie in einem Tweet des bayerischen Landtags zitiert.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sagte der "Bild"-Zeitung: "Der Angriff fügt sich leider in die Entwicklung der letzten Zeit ein: Auch bei uns hier in München nehmen Extremismus und Judenhass zu. Und die Unsicherheit unter unseren Gemeindemitgliedern wird nach dem gestrigen Vorfall nicht geringer werden."

Am Donnerstag war Shmuel Aharon Brodman, Rabbiner der Israelischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, von einer Gruppe junger Männer antisemitisch angepöbelt und beleidigt worden. Auch antiisraelische Parolen sollen die Täter gerufen haben.

Brodman erklärte laut Medienberichten, Grund für die Beleidigungen könnte seine Kippa gewesen sein. Nach seiner Wahrnehmung sprachen "die Personen arabisch untereinander". Die Polizei hat bisher keine Erkenntnisse zu den Tätern, wie sie am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte.


Heinrich Bedford-Strohm / © Harald Oppitz (KNA)
Heinrich Bedford-Strohm / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA