Streit um Preisverleihung an jüdischen Verein

Vorwurf der Verleumdung?

Der Streit um die Verleihung des Göttinger Friedenspreises an den Verein "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost" geht vor Gericht. Am Mittwoch wird über den Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen ein Jury-Mitglied verhandelt.

Insignien weltlicher Gerichtsbarkeit: Hammer, Justitia und Aktenstapel. / © Volker Hartmann (dpa)
Insignien weltlicher Gerichtsbarkeit: Hammer, Justitia und Aktenstapel. / © Volker Hartmann ( dpa )

Das teilte eine Sprecherin des Landgerichtes Göttingen am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. In der Verhandlung begehre ein Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Göttingen die Unterlassung einer Äußerung.

Nach Angaben der Sprecherin geht es um einen offenen Brief des Göttinger Bündnisses gegen Antisemitismus und Antizionismus "Jachad", den die Jüdische Gemeinde im Rahmen der Proteste gegen die Preisverleihung unterzeichnet hat. Als Reaktion auf diesen Brief soll das Jury-Mitglied die Unterzeichner öffentlich der Verleumdung bezichtigt haben. Das Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde sehe sich dadurch in seinen Rechten verletzt, so die Sprecherin.

Kritik an Preisverleihung an jüdischen Verein

Der Göttinger Friedenspreis war am 9. März trotz Protests an den Verein "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost" verliehen worden. Er steht im Verdacht, die anti-israelische Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) zu unterstützen. Diese ruft zum Boykott israelischer Künstler, Wissenschaftler und Unternehmer auf.

Schon im Vorfeld hatten daher unter anderem der Zentralrat der Juden und der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, die Jury für ihre Entscheidung kritisiert. Das Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus "Jachad" rief zum Protest auf. Universität, Stadt und Sparkasse Göttingen zogen ihre Unterstützung der Preisverleihung zurück. Sie fand deswegen nicht wie üblich in der Aula der Universität, sondern in einer privaten Galerie statt. Zahlreiche Organisationen und Persönlichkeiten verteidigten dagegen die Auszeichnung der "Jüdischen Stimme".

Göttinger Friedenspreis wird jährlich verliehen

Der mit 3.000 Euro dotierte Göttinger Friedenspreis wird jährlich an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen, die sich laut Satzung durch grundlegende wissenschaftliche Arbeit oder durch herausragenden praktischen Einsatz um den Frieden besonders verdient gemacht haben.

Stifter ist der Göttinger Wissenschaftsjournalist Roland Röhl. Der 1997 gestorbene Chemiker befasste sich als Journalist vor allem mit Fragen der Sicherheitspolitik sowie der Konflikt- und Friedensforschung.


Quelle:
KNA