Hinder wurde 1942 in Stehrenberg bei Bussnang im Bezirk Weinfelden/Thurgau in eine katholische Bauernfamilie hineingeboren. Nach seinem Eintritt in den Kapuzinerorden und dem Theologiestudium in Solothurn schloss er 1977 sein Kirchenrechtsstudium mit einer Doktorarbeit über Grundrechte in der Kirche ab. Er war Assistent von Professor Eugenio Corecco (1931-1995), dem späteren Bischof von Lugano.
Bald wurden Hinder wichtige ordensinterne Aufgaben übertragen: Er wurde Leiter des Noviziats, dann Regionaloberer und 1989 Provinzial der Schweizer Kapuziner. Nur ungern ließen ihn die Brüder fünf Jahre später nach Rom ziehen, als er in den Generalrat des Ordens gewählt wurde. In diesem Amt war er auch für die Kapuziner auf der arabischen Halbinsel zuständig. Dabei wurde der Vatikan auf ihn aufmerksam.
Großes diplomatisches Geschick
Als der in Abu Dhabi residierende Bischof von Arabien, ein italienischer Kapuziner, kurz vor seinem Rücktritt stand, wurde Hinder 2003 zu seinem Weihbischof ernannt und im März 2005 dessen Nachfolger.
Eine Stimme der Vernunft aus Arabien: So lässt sich der Schweizer Kapuziner Paul Hinder charakterisieren, der sich als Bischof von Süd-Arabien immer wieder über das Zusammenleben von Christen und Muslimen äußert. Mit großem diplomatischem Geschick verteidigt der Bischof die Interessen der Kirche. Mit dem gleichen Feingefühl versucht er, unter den westlichen Christen die Vorurteile gegenüber dem Islam abzubauen.
Eines der größten Bistümer der Welt
Das Bistum Arabien (offiziell: Apostolisches Vikariat) umfasste die gigantische Größe von drei Millionen Quadratkilometern. Es zählte schätzungsweise drei Millionen Gläubige, ausschließlich Gastarbeiter aus Ländern wie Indien, Pakistan oder den Philippinen.
Im Zuge einer Kirchengebietsreform zog der Vatikan 2011 die Grenzen neu: Das Vikariat Arabien-Süd, für das Hinder jetzt zuständig ist, umfasst die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und den Jemen.
30.03.2019
In Südarabien gibt es keine Christen: Gegen dieses hartnäckige Vorurteil kämpft Bischof Paul Hinder – auch beim Empfang der Deutschen Bischofskonferenz mit den Partnern im christlich-islamischen Dialog in Frankfurt.
"Lieber Paul, ich weiß zwar nicht, was Du da tust, aber ich gratuliere Dir trotzdem." Das, so erzählt es Paul Hinder, schrieb ihm der inzwischen verstorbene Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann 2005. Damals zog der Schweizer Kapuzinerpater nach Abu Dhabi, um Bischof für Südarabien zu werden.
"Vermutlich habe ich mehr Christen als Du", antwortete Hinder dem Münsteraner Bischof. Das Apostolische Vikariat Arabien umfasst sechs Länder - und in ihnen leben mehr als zwei Millionen Christen. Trotzdem halte sich hartnäckig das Vorurteil, dass es in der Region keine Christen gebe, so Hinder beim Empfang der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mit den Partnern im christlich-islamischen Dialog am Freitag in Frankfurt.
Der 76 Jahre alte Pater ist der Festredner der Veranstaltung, zu der rund 90 Gäste erschienen sind. Sie sind aus allen Teilen Deutschlands nach Frankfurt gereist, um in den Räumen der Jesuitenhochschule St. Georgen den interreligiösen Dialog zu pflegen.
Maria verbindet die Religionen
Den habe der Papst, betont Hinder, mit seinem historischen Besuch auf der arabischen Halbinsel Anfang Februar dieses Jahres vorangebracht.
Er erzählt von der katholischen Kathedrale, die von der Regierung in Abu Dhabi eigens herausgeputzt worden sei. Auch die Moschee sei neu geziert worden.
"Die goldenen Halbmonde auf den Minaretten, die vor einigen Jahren einem Sturm zum Opfer gefallen waren, wurden neu montiert, und auf allen vier Seiten prangt nun der neue Name der Moschee in großen silberscheinenden Lettern auf Englisch und Arabisch: Maria-Mutter-Jesu-Moschee." Die Maria nimmt im Koran viel Platz ein, wie Hinder erklärt.
Diese hohe Achtung für Maria habe Konsequenzen für das Verhältnis der beiden Religionen: "Sie ist so etwas wie ein Band."
Der Limburger Bischof Georg Bätzing, bei der DBK für den interreligiösen Dialog zuständig, verweist denn auch auf den Anlass des Treffens, das am 25. März begangene Hochfest "Verkündigung des Herrn", der mit Bedacht gewählt worden sei. So erinnere dieses an die Ankündigung durch den Engel Gabriel, dass Maria den Sohn Gottes empfangen werde.
"Wir Christen sehen in Maria auch deshalb das Urbild unserer Kirche. Zugleich wissen wir, welch große Bedeutung Maria auch für unsere muslimischen Partner hat", erklärt Bätzing in seiner Begrüßung.
Hinder verteidigt gemeinsame Erklärung
Hinder verteidigt derweil die Erklärung über "Menschliche Geschwisterlichkeit", die Franziskus und der Kairoer Großimam Ahmad Al-Tayyeb zum Abschluss der Papst-Reise in Abu Dhabi unterzeichnet hatten.
Es sei nicht perfekt, aber was könne schon falsch sein an Aussagen, dass Menschen nicht gezwungen werden sollten, eine bestimmte Religion oder eine gewisse Kultur anzunehmen? Würden diese und andere Artikel des Dokumentes konsequent umgesetzt, könne sich "vieles verändern".
An der Umsetzung, so sagen es viele, die zum Empfang erschienen sind, werde bereits länger gearbeitet. "Wir sind über das Stadium des Dialoges eigentlich schon hinaus und arbeiten in Projekten zusammen", sagt etwa Zekeriya Altug von der Ditib, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion. Er halte es überdies für wichtig, dass Christen, Juden und Muslime bei gesellschaftlich wichtigen Themen gemeinsam Akzente setzten.
Der Essener Weihbischof Wilhelm Zimmermann sieht angesichts der wachsenden Zahl von Muslimen speziell in Regionen wie dem Ruhrgebiet auch gar keine andere Möglichkeit, als aufeinander zuzugehen. "Das ist eine große Klientel, da müssen wir etwas machen."
Gemacht wird so einiges, so gibt es beispielsweise Trimum, ein Gemeinschaftsprojekt für christliche, jüdische und muslimische Musiker. Oder das Forum für Interkulturellen Dialog, das Reisen von jungen Studierenden unterschiedlicher Glaubensrichtungen organisiert.
Auch Abende wie dieser in Frankfurt, zu dem solche eher kleineren Verbände ebenfalls eingeladen sind, gehören dazu. "Mich sprach vor ein paar Tagen eine Frau an und sagte: 'Ach, dann sehen wir uns ja am Freitag zum alljährlichen Empfang'", erzählt Bischof Bätzing.
Tatsächlich findet dieser erst zum zweiten Mal statt. "Aber so schnell wird so etwas zur Tradition."
Hinder wurde 1942 in Stehrenberg bei Bussnang im Bezirk Weinfelden/Thurgau in eine katholische Bauernfamilie hineingeboren. Nach seinem Eintritt in den Kapuzinerorden und dem Theologiestudium in Solothurn schloss er 1977 sein Kirchenrechtsstudium mit einer Doktorarbeit über Grundrechte in der Kirche ab. Er war Assistent von Professor Eugenio Corecco (1931-1995), dem späteren Bischof von Lugano.
Bald wurden Hinder wichtige ordensinterne Aufgaben übertragen: Er wurde Leiter des Noviziats, dann Regionaloberer und 1989 Provinzial der Schweizer Kapuziner. Nur ungern ließen ihn die Brüder fünf Jahre später nach Rom ziehen, als er in den Generalrat des Ordens gewählt wurde. In diesem Amt war er auch für die Kapuziner auf der arabischen Halbinsel zuständig. Dabei wurde der Vatikan auf ihn aufmerksam.
Großes diplomatisches Geschick
Als der in Abu Dhabi residierende Bischof von Arabien, ein italienischer Kapuziner, kurz vor seinem Rücktritt stand, wurde Hinder 2003 zu seinem Weihbischof ernannt und im März 2005 dessen Nachfolger.
Eine Stimme der Vernunft aus Arabien: So lässt sich der Schweizer Kapuziner Paul Hinder charakterisieren, der sich als Bischof von Süd-Arabien immer wieder über das Zusammenleben von Christen und Muslimen äußert. Mit großem diplomatischem Geschick verteidigt der Bischof die Interessen der Kirche. Mit dem gleichen Feingefühl versucht er, unter den westlichen Christen die Vorurteile gegenüber dem Islam abzubauen.
Eines der größten Bistümer der Welt
Das Bistum Arabien (offiziell: Apostolisches Vikariat) umfasste die gigantische Größe von drei Millionen Quadratkilometern. Es zählte schätzungsweise drei Millionen Gläubige, ausschließlich Gastarbeiter aus Ländern wie Indien, Pakistan oder den Philippinen.
Im Zuge einer Kirchengebietsreform zog der Vatikan 2011 die Grenzen neu: Das Vikariat Arabien-Süd, für das Hinder jetzt zuständig ist, umfasst die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und den Jemen.