Zentralrat der Muslime kritisiert Blasphemie-Gesetze in Pakistan

"Dient allenfalls radikalen Gruppen im Land"

Im Fall Asia Bibi hat sich nun auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, zu Wort gemeldet. Er übt scharfe Kritik an den pakistanischen Blasphemie-Gesetzen und begrüßt den Freispruch der Christin.

Christen in Pakistan bei einem Protestmarsch / © Shahzaib Akber (dpa)
Christen in Pakistan bei einem Protestmarsch / © Shahzaib Akber ( dpa )

Die pakistanischen Blasphemie-Gesetze dienten "inzwischen allenfalls einer radikalen Gruppe im Lande, die Religion für ihre machtpolitischen Ränkespiele zu instrumentalisieren versucht", sagte Mazyek dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Köln. Zu viele Menschen seien dadurch zu Tode gekommen. "Das darf niemals mehr passieren." Mazyek begrüßte den Freispruch der wegen Blasphemie zum Tode verurteilten pakistanischen Christin Asia Bibi.

Nach den umstrittenen Blasphemie-Gesetzen kann Gotteslästerung oder Prophetenbeleidigung mit dem Tod bestraft werden. Nach gewaltsamen Protesten gegen den Freispruch von Bibi hält die pakistanische Regierung indes an den Gesetzen fest. Der Minister für religiöse Angelegenheiten, Noorul Haq Qadri, sagte laut Medienberichten am Dienstag, seine Regierung werde die Gesetze in der Volksvertretung, im Oberhaus und anderswo schützen.

Todesurteil gegen Bibi aufgehoben

Das Oberste Gericht von Pakistan hatte am Mittwoch vergangener Woche zwar das Todesurteil gegen Bibi aufgehoben und die sofortige Freilassung der etwa 50 Jahre alten Frau angeordnet, die seit fast zehn Jahren in Haft ist. Unter dem Druck islamistischer Demonstranten kündigte die Regierung aber eine Ausreisesperre an.

Die religiösen Hardliner fordern den Tod von Bibi und der für den Freispruch verantwortlichen drei Richter. Außerdem verlangen sie, dass der Fall vor Gericht mit anderen Richtern neu verhandelt wird.

Die fünffache Mutter war 2009 nach einem Dorfstreit um ein Glas Wasser wegen Gotteslästerung angezeigt und 2010 zum Tode verurteilt worden. Doch ihre Freilassung ist trotz ihres Freispruchs ungewiss. Religionsminister Qadri machte deutlich, dass es Aufgabe des Gerichts sei, eine Ausreisesperre gegen Bibi zu verhängen.


Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime / © Alexander Heinl (dpa)
Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime / © Alexander Heinl ( dpa )
Quelle:
epd
Mehr zum Thema