EKD präsentiert neue Position zum Islam

"Ja zur religiösen Vielfalt"

Selbstkritisch hat die Evangelische Kirche in Deutschland zugegeben, sich lange Zeit schwer getan zu haben mit der Anerkennung religiöser Pluralität. Doch jetzt will sie sich offensiv zur Vielfalt bekennen – in einem Positionspapier.

 (DR)

In einem neuen Positionspapier zum christlich-islamischen Dialog hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zur religiösen Vielfalt in Deutschland bekannt. "Musliminnen und Muslime sind Teil der pluralen Gesellschaft Deutschlands", heißt es in dem am Montag in Berlin präsentierten Text. Selbstkritisch heißt es darin weiter, die evangelische Kirche habe sich lange Zeit schwer getan mit der Anerkennung religiöser Pluralität.

"Heute hat sie als christliche Überzeugung erkannt, dass der christliche Glaube nur vertreten werden kann, wenn das Recht anderer Überzeugungen anerkannt wird", heißt es in dem Papier. Jede Religion und Weltanschauung dürfe sich im Rahmen der geltenden Gesetze frei entfalten.

Mahnung zu bleibender Wachsamkeit und Demut

Die EKD verurteilt islamfeindliche Äußerungen und Bedrohungen. "Gerade weil auch die christliche Geschichte und die des Protestantismus nicht frei von Gewalt gegenüber Andersglaubenden ist, sieht die evangelische Kirche hier eine besondere Verantwortung und Aufgabe", betont das Papier. Es verweist auf den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) infolge der Reformation und einen "jahrhundertelang theologisch gestützten Antijudaismus". Dies sei Anlass und Mahnung zu bleibender Wachsamkeit und Demut, heißt es.

Vertreter der EKD treffen sich in unregelmäßigen Abständen mit Vertretern des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland, in dem sich die vier größten Islamverbände zusammengeschlossen haben. Dies soll das gegenseitige Verständnis fördern.

Das Verhältnis zwischen Protestanten und Muslimen war nicht immer einfach. Die Handreichung "Klarheit und gute Nachbarschaft", erschienen 2006 unter dem damaligen Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber, sorgte für Irritationen im christlich-islamischen Dialog, weil sie unter anderem forderte, auch "unangenehme Wahrheiten und Realitäten auszusprechen". Es sei nicht zu übersehen, dass etliche Muslime Probleme mit der gesellschaftlichen und sozialen Integration im Land hätten. Gleichzeitig plädierte auch dieses Papier für einen Dialog mit den Muslimen in Deutschland. Im neuen Papier heißt es, der interreligiöse Dialog gehöre "zutiefst zum Wesen der Kirche".

 

Quelle:
epd