Zentralrat der Muslime warnt vor anti-muslimischem Rassismus

Zunehmende Angriffe auf Moscheen

Vergangenen Freitag gab es einen erneuten Angriff auf ein Islamisches Kulturzentrum in Halle. Das Menschenrecht der Freiheit der Religionsausübung stehe zunehmend auf dem Spiel, so der Zentralrat der Muslime.

Zentralmoschee in Köln / © Marius Becker (dpa)
Zentralmoschee in Köln / © Marius Becker ( dpa )

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland beklagt eine Zunahme von Angriffen auf Moscheen im Land. Beinahe jede Woche gebe es neue Übergriffe, viele Muslime seien verunsichert, sagte der Vorsitzender Aiman Mazyek am Dienstag in Köln. Er forderte den Staat auf, die Bürger zu schützen.

Angriff in Halle

Konkret bezog sich Mazyek auf einen erneuten Angriff auf ein Islamisches Kulturzentrum in Halle am vergangenen Freitag. Die Mitgliedsmoschee des Zentralrats wurde offenbar mit einem Luftgewehr beschossen. Ein 34 Jahre alter Syrer wurde dabei leicht an der Hand verletzt, als ein Projektil von der Wand abprallte. Das Kulturzentrum soll den Angaben zufolge schon häufiger Zielscheibe von islamfeindlichen Angriffen gewesen sein. Zudem beklage die Moscheegemeinde anhaltende Schikanen. So würden Wände beschmiert, die Muslime mit bewusstem Lärm beim Gebet gestört und auch Böller in eine Gruppe von Betenden geworfen.

Die Landesregierung in Sachsen-Anhalt müsse für die Sicherheit der Moscheegemeinde in Halle und der in Sachsen-Anhalt lebenden Muslime sorgen, forderte der Zentralrat der Muslime. Auf dem Spiel stehe "das Menschenrecht der Freiheit der Religionsausübung". Alle demokratischen Kräfte müssten sich zusammentun, um diesen Angriffen entgegenzutreten, forderte Mazyek.

Warnung vor rechten Websiten

Der Zentralrat der Muslime hat vor einer neuen Dimension von anti-muslimischem Rassismus gewarnt. Rechte Internetseiten seien mitverantwortlich für eine wachsende Gewalt gegen Muslime, sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek der "Heilbronner Stimme" (Dienstag). "Webseiten mit einer solchen Hasssprache sind über Jahre chronisch unterschätzt worden. So hat sich eine Art der Denke festgesetzt, die nun dafür verantwortlich ist, dass wir inzwischen eine neue Dimension des anti-muslimischen Rassismus erleben."

Die Hemmschwelle zur Gewalt sei massiv gesunken. Mazyek lobte jedoch die Maßnahmen von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) gegen Hasssprache im Internet. "Die sozialen Medien dürfen nicht zu asozialen Medien werden, sonst entzündet sich die Gewalt immer schneller." Vor einigen Jahren habe es "lediglich" ab und an den Wurf eines Molotowcocktails auf eine Moschee gegeben. "Heute gibt es dagegen gezielte Bombenanschläge auf Imame", klagte Mazyek. Dass islamfeindliche Straftaten nun als eigener Deliktbereich unter den politisch motivierten Straftaten erfasst werden, sei ein wichtiger Schritt.

Der Zentralrats-Vorsitzende fügte hinzu: "Wir müssen Öffentlichkeit, Justiz, Polizei, aber auch unsere Moscheen selbst dafür sensibilisieren." Mazyek geht von einer hohen Dunkelziffer aus und verweist auf einen Fall in Halle. "In einer unserer Moscheen, auf die erst am Freitag Schüsse abgefeuert worden sind, hat der Imam erklärt, sich erst beim zweiten Vorfall an die Polizei gewendet zu haben. Ich habe ihn gefragt, warum sagt ihr das erst jetzt?" So etwas erlebe Mazyek häufig. Bei dieser Opfergruppe gebe es eine große Hemmschwelle, sich gegenüber den Behörden zu offenbaren. Viele Opfer meldeten sich auch gar nicht.


Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime / © Alexander Heinl (dpa)
Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime / © Alexander Heinl ( dpa )
Quelle:
epd , KNA