Karl-Rahner-Akademie will Austausch mit Ditib

"Über Brüche hinweg verständigen"

Schwierige Nähe zur türkischen Regierung, Hasspostings gegen andere Religionen und Spitzeleien bei Anhängern der Gülen-Bewegung: Der Islamverband Ditib steht in der Kritik. Zeit für ein Gespräch, findet die Karl-Rahner-Akademie in Köln. Ein domradio.de-Interview. 

Ditib-Moschee in Köln / © Oliver Berg (dpa)
Ditib-Moschee in Köln / © Oliver Berg ( dpa )

Akademieleiter Bernd Wacker moderiert am Donnerstag in der Karl-Rahner-Akademie eine Podiumsdiskussion, an der auch ein Vertreter des türkischen Islamverbands Ditib teilnehmen soll. Wacker will eine offene Gesprächsatmosphäre pflegen, er sagte im domradio.de-Interview: "Städtische Kultur lebt auch davon, dass man versucht, sich über alle Brüche und Meinungsverschiedenheiten hinweg neu zu verständigen, dass man auslotet, welche Zumutung man für den anderen ist und damit hofft, dass der andere auch auf sich selbst schaut - im Positiven wie im Negativen."

Themen des Gesprächs werden auch Hintergründe wie etwa die Geschichte der Ditib sein, denn die sei für die türkischen Muslime in Deutschland eine wichtige Institution - gerade aus der Geschichte heraus: "Nachdem sie in den 60er Jahren hier hinkamen, wurden sie, was ihre religiösen Bedürfnisse anging, von ihrem Heimatland und von ihrem Aufnahmeland links liegen gelassen."

Gründung des Verbandes war ein Zeichen der Unterstützung

Hilfe sei da erst durch die Gründung des Islamverbandes in den 80er Jahren gekommen: "Für viele Gemeinden war es erstmals möglich, einen Imam anzustellen und geordnete religiöse Strukturen zu haben. Das sollte auch uns Christen etwas Wert sein, dass wir alles stützen, was anderen Religionen die Möglichkeit gibt, ihre Form der Gottesverehrung praktizieren zu können."

Nichts desto weniger wiegen die Vorwürfe schwer und sollen in der Diskussionsrunde nicht zu kurz kommen: In der Diskussion ist der Verband wegen seiner Nähe zur türkischen Religionsbehörde Diyanet, die unter anderem die Imame der Ditib-Gemeinden finanziert. Der Verband steht derzeit auch wegen einer Spitzelaffäre in der Kritik. Imame sollen Informationen über Anhänger des Predigers Fethullah Gülen an die türkische Regierung weitergegeben haben.

Hasspostings auf Gemeinde-Seiten

Ein anderer Streitpunkt um die Ditib sind Hasspostings von Ditib-Gemeinden in Sozialen Medien. Der Hessische Rundfunk hatte am Sonntag von antisemitischen und antichristlichen Hassparolen berichtet, die aus Ditib-Gemeinden in türkischer Sprache auf Facebook gepostet worden seien. Unter anderen sei das Weihnachtsfest als "eine nach Blasphemie stinkende Tradition der Christen" bezeichnet worden.

Der Vorstand des türkischen Islamverbandes Ditib hat die Postings verurteilt und Konsequenzen angekündigt. Antisemitismus und Christenfeindlichkeit seien absolut inakzeptabel, erklärte der Vorstandsvorsitzende Nevzat Yasar Asikoglu.

Bei den Vorwürfen rät Bernd Wacker zur Differenzierung - und einem Blick auf die Basis: "Die Ditib ist ein Verband mit Funktionären und die haben sich eventuell etwas zu Schulden kommen lassen, das wird aufgeklärt werden müssen, aber die Ditib ist auch eine Organisation, die religiöses Leben ermöglicht und da ist vieles in Bewegung."


Quelle:
DR , epd