Präses: Moscheegemeinden sollen sich von Gewalt distanzieren

"Dringend notwendig"

Auch die Kirchen reagieren auf die Terroranschläge in Europa. Der rheinische Präses Rekowski verlangt jetzt eine klare Abgrenzung der Moscheen in Deutschland von Gewalt. Zugleich betont er das Recht auf Religionsfreiheit - und warnt vor der AfD.

Merkez-Moschee in Duisburg / © Roland Weihrauch (dpa)
Merkez-Moschee in Duisburg / © Roland Weihrauch ( dpa )

Angesichts des Terroranschlags in Berlin hat der rheinische Präses Manfred Rekowski Moscheegemeinden aufgefordert, sich klar von Gewaltbereitschaft zu distanzieren. Wenn der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt "Kontakt zu zahlreichen Moscheen in Nordrhein-Westfalen" gehabt habe, sei es "dringend notwendig, dass es zu klaren Abgrenzungen seitens dieser Moscheegemeinden kommt", sagte Rekowski am Montag in Bad Neuenahr (Rheinland-Pfalz). 90 Moscheen würden derzeit vom Verfassungsschutz beobachtet. Eine deutliche Positionierung der Gemeinden trage auch zum sozialen Frieden bei.

Rekowski warnte in seinem Jahresbericht vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland zugleich davor, Islam und Terrorismus gleichzusetzen. Die Kirche müsse sich aber verstärkt damit auseinandersetzen, dass ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland offenkundig Vorbehalte gegenüber Muslimen habe. Rekowski bezog sich auf eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung, wonach 57 Prozent der Menschen in Ostdeutschland und fast die Hälfte im Westen den Islam als bedrohlich bewerteten.

Für konsequente Rückführungen abgelehnter Asylbewerber

Ähnlich wie NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) am Vortag in ihrem Grußwort sprach sich auch Rekowski für konsequente Rückführungen abgelehnter Asylbewerber aus. Dass am Ende eines rechtsstaatlich geprüften Asylantrags auch ein Nein stehen könne, "das gehört auch dazu", sagte der Präses vor Journalisten. In vielen Fällen sei eine Abschiebung mit persönlichen Härten verbunden. Aber zur Akzeptanz der Flüchtlingsaufnahme gehörten auch Rückführungen nach abgelehnten Asylanträgen. Jenseits der Asyl-Frage könne ein Zuwanderungsgesetz einen Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden leisten.

Die politische Lage in Deutschland bezeichnete Rekowski im Wahljahr 2017 mit Blick auf die rechtspopulistische AfD als "fragil". Wahlergebnisse im zweistelligen Bereich könne die Kirche nicht ignorieren, sie müsse "rote Linien" ziehen. "Hier werden auch Positionen vertreten, die deutlich der christlichen Botschaft widersprechen, obwohl das Etikett "christlich" benutzt wird."

"Sorgen der Menschen ernst nehmen"

Wenn eine Einstellung in Form einer "Leitkultur" prägend werden solle, ließe das weder Juden noch Muslimen Platz in der Gesellschaft. "Das fordert unseren Widerstand heraus", sagte Rekowski. "Wir treten uneingeschränkt für die Religionsfreiheit aller Religionen ein." Man müsse aber die Sorgen der Menschen ernst nehmen, die mit populistischen Bewegungen sympathisierten. Auch in der Mitte der Kirche hätten diese Unterstützer, so der oberste Kirchenrepräsentant.

Rekowski hatte vor kurzem die AfD-Vorsitzende Frauke Petry zu einem Streitgespräch getroffen. Es sei wichtig, sich auch mit Positionen der AfD auseinanderzusetzen, sagte der Theologe. Aber noch nie zuvor sei ihm, wie von Petry, die Frage gestellt worden, ob er auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehe.

Angesichts schrumpfender Gemeinden forderte Rekowski Reformen der evangelischen Kirchenarbeit und eine verstärkte Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche. Hoffnungsvoll stimmten bereits entstandene oder geplante ökumenische Gemeindezentren in mehreren Städten. Auch Arbeitsgemeinschaften der beiden Sozialwerke Diakonie und Caritas setzten nicht den Konsens in allen Lehrfragen voraus.


Manfred Rekowski / © Monika Skolimowska (dpa)
Manfred Rekowski / © Monika Skolimowska ( dpa )
Quelle:
dpa