Erzbischof Burger appelliert an Christen und Muslime

Gemeinsam gegen religiös begründete Gewalt kämpfen

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat Christen und Muslime aufgerufen, gemeinsam gegen Unrecht und Gewalt protestieren. Er hoffe darauf, dass man jenen entgegen trete, die andere entwürdigen und sich dabei auf Gott berufen.

 (DR)

Das sagte Burger bei einem Podiumsgespräch mit dem islamischen Theologen Mouhanad Khorchide am Donnerstagabend in der Universität Freiburg.

Gemeinsame Hilfe in Notlagen

Beide Religionen verbinde der Glaube an einen Gott, der sich den Menschen in Liebe und Barmherzigkeit zuwende, so Burger. Die immer stärker differenzierte Gesellschaft sei bedroht, in Extreme zu zerfallen. Eine gemeinsame Antwort der verschiedenen Religionen könne nur lauten, "vorbehaltlos für den Menschen einzutreten, für die Wahrung seiner Würde und die Achtung seiner Freiheit". Dafür brauche es nicht nur politische Foren, sondern auch gemeinsame Hilfe in Notlagen: "Da wissen wir manchmal noch zu wenig von den gleichzeitigen Initiativen", sagte Burger, der in der Deutschen Bischofskonferenz für das katholische Hilfswerk Misereor zuständig ist.

Zusammenarbeit jenseits von Kirchen und Verbänden

Der Münsteraner Islamwissenschaftler Khorchide bekräftigte, dass es gemeinsames Engagement von Christen und Muslimen jenseits der Zusammenarbeit von Kirchen und Verbänden geben solle: "Wir alle sollten Religion nicht zu juristisch auffassen, sondern das Handeln der Einzelnen wahrnehmen und stärken." Barmherzigkeit sei ein Anspruch an jeden einzelnen und nicht nur an Gott oder die religiösen Institutionen.

Der Koran formuliere diesen Anspruch zwar mehrfach; im Vergleich zur Bedeutung im Koran sprächen Muslime aber zu wenig über Barmherzigkeit, so Khorchide, der durch das Buch "Islam ist Barmherzigkeit" bekannt wurde. Darin vertritt er einen modernen Islam und befürwortet eine historisch-kritische Auslegung. Manche muslimischen Verbände in Deutschland lehnen seine theologischen Positionen ab.


Quelle:
KNA