Auftritt des Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime in evangelischer Kirche blieb störungsfrei

Beifall für Mazyek

Dass ein Muslim am Reformationstag in einer evangelischen Kirche auftritt, hat im fränkischen Altdorf für viel Wirbel gesorgt. 400 Menschen demonstrierten gegen Islamfeindlichkeit und stärkten Zentralratschef Mazyek und der Kirche den Rücken.

Autor/in:
Jutta Olschewski
Auftritt des Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, in einer evangelischen Kirche. / © Daniel Karmann (dpa)
Auftritt des Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, in einer evangelischen Kirche. / © Daniel Karmann ( dpa )

Ein Auftritt des Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, in einer evangelischen Kirche im bayerischen Altdorf ist am Montagabend ohne Störungen verlaufen. Dass der Altdorfer Dekan Jörg Breu Mazyek eingeladen hatte, am Reformationstag in der Laurentiuskirche zu sprechen, hatte zuvor für viel Wirbel gesorgt. Rechtspopulisten hatten eine Versammlung unter dem Titel "Keine Islamschweinerei in Altdorf" angemeldet. Rund 400 Menschen demonstrierten vor der Kirche gegen Islamfeindlichkeit und stärkten dem prominenten Redner den Rücken.

Als der Posaunenchor in der Kirche um 21 Uhr zum Abschluss der "Von guten Mächten wunderbar geborgen" blies, war klar: Es hatte sich kein Störer in die Kirche gewagt und auch vor den Kirchentüren war es ruhig geblieben. Zwar mühten sich auf dem Altdorfer Marktplatz "Pegida"-Sprecher vor etwa 20 Zuhörern, vor der Gefahr des Islams zu warnen. Doch vor der Kirche demonstrierten weit mehr Menschen für das Miteinander der Religionen. Das "Altdorfer Bündnis für Toleranz und Respekt" hatte rund 400 Teilnehmer auf die Beine gebracht.

Vollbesetzten Kirche

Mazyek sprach in der vollbesetzten Kirche über die Demokratie, die stets aufs Neue erkämpft und verteidigt werden müsse gegen Rassismus, religiösen Extremismus und politischen Fundamentalismus. Nach seiner Rede applaudierten ihm die Zuhörer stehend. Mazyek unterstrich, dass Religionen und das Wissen um sie "uns nicht einengen, sondern bereichern". Zugleich beklagte er eine strukturelle und alltägliche Diskriminierung gegenüber Muslimen. "Wir sind Deutsche, deutsche Muslime und dies nicht nur auf Bewährung", betonte der Zentralratsvorsitzende.

Zur deutschen Leitkultur gehörten für ihn die jüdischen Dichter Heinrich Heine und Kurt Tucholsky ebenso wie der muslimische Friedenspreisträger Navid Kermani - "und von mir aus auch Halal-Würstchen und Oktoberfest", sagte Mazyek. Er warnte vor rechtspopulistischen Parolen und warb für eine Gesellschaft, "in der man sich empört über alltägliche Ungerechtigkeit, über Elend und Menschenverachtung".

"Echter Dialog ist das Einzige, was uns voranbringt"

Der Nürnberger Regionalbischof Stefan Ark Nitsche sagte, er habe sich über die Initiative des Altdorfer Dekanats, Mazyek einzuladen, gefreut. "Echter Dialog ist das Einzige, was uns voranbringt", sagt er. "Wenn wir als Kirche nicht den Raum für einen solchen Dialog geben, haben wir unseren Auftrag verfehlt." Die Polizei, die mit großem Aufgebot vertreten war, fasste den Reformationstag 2016 in Altdorf so zusammen: "Die Versammlungen liefen ohne Störungen."


Quelle:
epd