Protestanten und Juden in Dresden setzen Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit

Evangelische Predigt in der Synagoge

In der Dresdner Synagoge hielt am Samstag im Schabbat-Gottesdienst der evangelische Pfarrer Troitmann die Predigt. Es war der Auftakt zu den Gegenveranstaltungen zum europaweiten Aktionstag des fremdenfeindlichen "Pegida"-Bündnisses.

Die Synagoge in Dresden / ©  Michael Nitzschke (epd)
Die Synagoge in Dresden / © Michael Nitzschke ( epd )

Bei seiner Predigt stellte der bisherige Frauenkirchen-Pfarrer Holger Treutmann die weit verbreitete Angst vor dem Fremden in den Mittelpunkt. Dies sei vor allem in Dresden der Fall, sagte der Senderbeauftragte der evangelischen Kirchen beim MDR mit Blick auf die für geplante "Pegida"-Kundgebung in der Stadt. Er rief dazu auf, den "Fremden in seinem Lebensrecht zu akzeptieren" und ihm "Schutzrechte einzuräumen". Scharfe Kritik übte der Pfarrer an rechtspopulistischen Demonstrationen. Ein "Zündeln mit Worten" leiste dem Rechtsradikalismus Vorschub, warnte Treutmann.

Nach Angaben der Jüdischen Gemeinde Dresden war es das erste Mal, dass ein evangelischer Pfarrer in der Synagoge der sächsischen Landeshauptstadt gepredigt hat. Die Jüdische Gemeinde wollte damit ein Zeichen für Interreligiosität setzen. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Nora Goldenbogen, forderte das Verteidigen "unserer Begriffe von Toleranz" über die Landesgrenzen hinweg zu verteidigen. "Es ist unsere Pflicht, offen zu sein gegenüber Flüchtlingen und Fremden", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Jüdische Gemeinde sei eine Zuwanderungsgemeinde und Integration sei für sie Alltag. Aus Erfahrungen wisse sie, "dieser Prozess dauert lange und ist mit Konflikten behaftet".

Kundgebung für Toleranz und Menschenwürde

Mehrere Tausend Menschen haben nach dem Gottesdienst in der Innenstadt für Toleranz und Menschenwürde demonstriert. "Wir lassen nicht zu, dass von Dresden Signale der Hetze ausgehen, wir stehen hier, weil wir wollen, dass Dresden Herz zeigt", sagte Sachsens stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig (SPD). Als Vertreter der Landesregierung wolle er ein klares Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen.

Dulig rief den rund 2.000 Menschen auf dem Theaterplatz zu: "Wir sind die Mehrheit und das müssen wir immer wieder sagen und zeigen." Das große Friedensprogramm Europa dürfe nicht geopfert werden, "schon gar nicht für ein völkisches Europa", sagte Sachsens Wirtschaftsminister mit Blick auf die für den Nachmittag geplanten europaweiten Demonstrationen von Anhängern der fremdenfeindlichen "Pegida"-Bewegung. "Stellen wir uns mutig der Integration", forderte Dulig.

Die "Pegida"-Bewegung hatte für Samstag europaweit zu Kundgebungen aufgerufen. Nicht nur in Dresden sollte es eine große Anti-Asyl-Demonstration geben, sondern gleichzeitig auch Veranstaltungen in 14 weiteren Ländern.


Quelle:
epd