Kirchen und Politik gratulieren zum jüdischen Neujahrsfest

Frohes neues Jahr 5776!

In Israel und der jüdischen Diaspora hat am Sonntagabend das Neujahrsfest Rosh Hashana begonnen. Mit dem Fest begrüßen die Juden weltweit das Jahr 5776 nach der Erschaffung der Welt.

Juden in Aschdod (Israel) zelebrieren das Neujahrsfest / © Avi Roccah (dpa)
Juden in Aschdod (Israel) zelebrieren das Neujahrsfest / © Avi Roccah ( dpa )

Aus Politik und Kirchen gab es Glückwünsche für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigte sich in einem Gratulationsschreiben an den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, dankbar "für das besondere Verhältnis zum Judentum in Deutschland und speziell zum Zentralrat der Juden". Der jüdische Neujahrstag möge alle daran erinnern "dass wir gemeinsam zusammenstehen im Ringen um eine friedliche Gesellschaft, im verständnisvollen Miteinander als Juden und Christen aber auch im Dialog mit Angehörigen anderer Religionen", betonte Bedford-Strohm.

Fortschritte im Dialog

Kardinal Reinhard Marx würdigte in einem Glückwunschschreiben an den Zentralrats-Präsidenten Schuster Fortschritte im katholisch-jüdischen Gespräch. Zugleich räumt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ein, dass es in den Beziehungen von Judentum und katholischer Kirche in den vergangenen Jahren schwierige Phasen gegeben habe und weiter strittige Themen gebe.

Zuvor hatte bereits Bundespräsident Joachim Gauck antisemitische Angriffe verurteilt. "Dass die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland um mehr als ein Viertel zugenommen hat, empört mich", schreibt Gauck in einer am Mittwoch veröffentlichten Grußbotschaft.

Er wisse, dass die große Mehrheit in Deutschland antijüdische Angriffe nicht dulde und ein starkes und selbstbewusstes jüdisches Leben wolle. "Einen Anschlag auf dieses Leben begreifen wir als einen Angriff auf unser ganzes Gemeinwesen", heißt es in dem Schreiben.

"Nostra aetate"

Am Mittwoch hatten deutsche Bischöfe und Rabbiner in der römischen Synagoge an die Verabschiedung des Konzildokuments "Nostra aetate" vor 50 Jahren erinnert, mit dem ein neues Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum und anderen Weltreligionen eingeleitet wurde. Seither habe sich ein von gegenseitiger Achtung, Verständnis und Freundschaft bestimmtes Miteinander von Christen und Juden entwickelt, das zuvor kaum jemand für möglich gehalten hätte, hob Marx hervor.

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, übermittelte der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs Grüße. Die Landeskirche wolle für Juden "ein verlässlicher Partner" sein. July weist darauf hin, dass das bevorstehende Reformationsjubiläum 2017 von der evangelischen Kirche nicht als "unkritische Jubelfeier" begangen werde. Mit einer Ausstellung werde auch an die judenfeindliche Seite des Reformators Martin Luther erinnert.

Die Beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion für Religionsgemeinschaften, Kerstin Griese, sagte, jüdisches Leben sei ein lebendiger Bestandteil der Gesellschaft und bereichere das Zusammenleben. Der anhaltende Antisemitismus dagegen sei besorgniserregend. "Wir werden uns dem weiter gemeinsam entschieden entgegen stellen", versicherte die SPD-Politikerin.

 

Reinhard Kardinal Marx (r.) und Heinrich Bedford-Strohm / © Lukas Barth (KNA)
Reinhard Kardinal Marx (r.) und Heinrich Bedford-Strohm / © Lukas Barth ( KNA )

 

Bundespräsident Gauck während einer Rede (dpa)
Bundespräsident Gauck während einer Rede / ( dpa )
Quelle:
epd