Aachener Friedenspreis für Erzbischof und Imam aus der Zentralafrikanischen Republik

Einsatz für Entwaffnung

Dieudonne Nzapalainga, katholischer Erzbischof in der Zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui, und der örtliche Imam Kobine Layam erhalten den diesjährigen Aachener Friedenspreis. "Ein großartiges Zeichen der Ermutigung", findet das Hilfswerk missio.

Dieudonne Nzapalainga (dpa)
Dieudonne Nzapalainga / ( dpa )

Die Geistlichen setzten sich gemeinsam für ein friedliches Miteinander der Religionen in der Zentralafrikanischen Republik ein, teilte die Bürgerinitiative Aachener Friedenspreis am Freitag zur Begründung mit. Zudem wird eine Studenteninitiative aus Marokko ausgezeichnet, die sich dort Flüchtlingen widmet.

Nzapalainga und Layam wirkten im Konflikt zwischen der islamischen Rebellengruppe Seleka und den christlich geprägten Gegen-Rebellen der Anti-Balaka auf eine gewaltfreie zivile Konfliktlösung hin, hieß es. Dazu besuchten sie einzelne Stadtviertel und reisten in entlegene Dörfer. Auch hätten sie ein Jugend-Fußball-Turnier mit Teams beider Religionen organisiert. Beide Geistliche riefen ihre eigenen Gläubigen zu einem friedvollen Miteinander auf und träten offensiv für eine Entwaffnung aller Konfliktparteien ein.

missio: Mehr Anerkennung für religionsübergreifende Friedensarbeit

Das katholische Hilfswerk missio hat die Vergabe des Aachener Friedenspreises an Erzbischof Nzapalainga und Kobine Layam begrüßt. "Das ist großartiges Zeichen der Ermutigung für alle, die sich weltweit für Frieden, Gerechtigkeit und den interreligiösen Dialog einsetzen", erklärte missio-Präsident Klaus Krämer am Freitag in Aachen. "Wir hoffen, dass durch den Preis die religionsübergreifende Friedensarbeit zusätzliche Anerkennung und Unterstützung in Deutschland erfährt."

Die Ursachen gewalttätiger Krisen im Nahen Osten und Afrika würden gegenwärtig zu schnell und zu einfach allein auf einen religiösen Konflikt nach dem Muster "Muslime gegen Christen" zurückgeführt, kritisierte Krämer. Die beiden Preisträger hätten "ein imponierendes Zeichen gesetzt, dass das nicht stimmt". Auch das katholischen Hilfswerk Misereor begrüßte die Auszeichnung von Erzbischof Nzapalainga. Er habe sich 2013 mit dem Präsidenten der evangelischen Allianz und des islamischen Rates des Landes zu einer interreligiösen Gruppe zusammengeschlossen, um sich gemeinsam gegen die Instrumentalisierung der Religion durch die Konfliktparteien zu engagieren, so Misereor.

Missio sieht in der Auszeichnung auch eine Bestätigung des eigenen Engagements. Das Hilfswerk unterstützt nach eigenen Angaben in der Zentralafrikanischen Republik unter anderem die Produktion von landesweiten Radioprogrammen einer "Interreligiösen Plattform" aus Muslimen, Katholiken und Protestanten, um möglichst viele Menschen in dem von politischer Propaganda gespaltenen Land mit der Botschaft des Friedens und der Versöhnung zu erreichen.

Auszeichnung für Friedenskämpfer

Die aus vier Studenten bestehende Gruppe in Marokko erhält den Preis für "engagierte ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit unter enorm erschwerten Verhältnissen". Sie versorgten gemeinsam mit der diakonischen Organisation der evangelischen Kirche in Marokko Flüchtlinge, die nach oft jahrelangem Irren durch die Wüste völlig entkräftet und traumatisiert in Marokko stranden. Die Studenten unterstützten die Menschen im Flüchtlingslager mit Nahrung, Kleidung sowie Zelten und Plastikplanen. Auch organisierten sie Arztbesuche. Mit ihrer Arbeit setze die Gruppe "auch ein Zeichen gegen die menschenverachtende Abschottungspolitik der EU", so die Bürgerinitiative Aachener Friedenspreis.

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Personen und Initiativen verliehen, die sich «von unten» für Frieden einsetzen. Die mit je 1.000 Euro dotierte Ehrung wird traditionell am Antikriegstag am 1. September überreicht.

Im vorigen Jahr ging der Preis an die US-amerikanische Bewegung "Code Pink" gegen Rüstung und die deutsche Musiker-Initiative "Lebenslaute", die mit Konzerten an Militärstützpunkten, bei Ausländerbehörden oder Atomkraftwerken gegen gesellschaftliche Missstände protestiert. Frühere Preisträger waren die Münchner Schauspielerin und Tochter von Bertolt Brecht, Hanne Hiob, die israelische Frauenorganisation Machsom Watch, der katholische Priester und Menschenrechtler Marco Arana aus Peru und der Verein "Borderline Europe - Menschenrechte ohne Grenzen".


Quelle:
KNA , epd