Woche der Brüderlichkeit beendet

"Woche hat symbolischen Charakter"

"Gegen Antisemitismus und gegen Fremdenhass" war das Thema der Woche der Brüderlichkeit. Es gibt weiterhin regionale Veranstaltungen, erzählt Jürgen Wilhelm von der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit im domradio.de-Interview.

Woche der Brüderlichkeit (epd)
Woche der Brüderlichkeit / ( epd )

domradio.de: Die Attentate in Paris und Kopenhagen und die Warnungen an Juden, an manchen Orten besser keine Kippa zu tragen: Das Thema Judenfeindlichkeit ist in diesem Jahr zentral. Wie hat sich das auf die Woche der Brüderlichkeit ausgewirkt?

Prof. Dr. Jürgen Wilhelm (Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit): Die Verantwortlichen dort haben in diesem Jahr ganz dezidiert diese Ereignisse aufgegriffen. Das Motto lautet deshalb in diesem Jahr auch besonders: Im Gehen entsteht der Weg - Impulse christlich-jüdischer Begegnung. Damit soll dieser Ereignisse in besonderer Weise gedacht werden und Aufmerksamkeit darauf gelenkt werden, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass christlich-jüdisches Leben in Deutschland existiert. Leider ganz im Gegenteil: In ganz Europa kommt es zu Übergriffen, die Antisemitismus in die Mitte der Gesellschaft getragen haben.

domradio.de: Die Woche der Brüderlichkeit ist offiziell vorbei - aber es gibt weitere Veranstaltungen, oder?

Wilhelm: Ja, diese Woche hat symbolischen Charakter. Aber natürlich gehen die Veranstaltungen in den einzelnen Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit über die Woche hinaus. Hier in Köln beispielsweise werden wir mit Kardinal Woelki als Gastredner in diesem Jahr das Thema aufgreifen und auf die Region bezogen thematisieren.

domradio.de: Ist das etwas Besonderes, dass ein Kardinal da spricht?

Wilhelm: Ja, da freuen wir uns sehr. Das ist immer etwas Besonderes, wenn ein Kardinal sich auf einer Veranstaltung gesellschaftspolitisch äußert. Denn er redet ja sicher nicht konzentriert theologisch, sondern er ist eingeladen, sich mit dem zentralen Motto der Woche der Brüderlichkeit auseinanderzusetzen. Da bin ich neugierig, wie er das herunterbricht auf das, was unsere eigene Verantwortung hier in Köln und Umgebung angeht.

domradio.de: Wie sieht Ihre Arbeit in Köln aus?

Wilhelm: Das ist eine traditionelle und jahrzehntelange Arbeit. Wir sind in Köln auch rein quantitativ die größte Gesellschaft dieser Art. Wir können mit fast tausend Mitgliedern vieles bewirken und hatten im letzten Jahr allein 50 Veranstaltungen mit unseren Freunden der Synagogengemeinde, mit den katholischen und evangelischen Bildungseinrichtungen. Aber auch darüber hinaus: Mit dem Literaturhaus oder mit dem Schauspielhaus Köln haben wir früher viele Veranstaltungen gemacht. Wir hoffen, dass das wieder auflebt.

Wir gehen weit in die Gesellschaft hinein, versuchen durch vielfältige Kooperationen auch andere auf unsere Themen aufmerksam zu machen. Das Spektrum geht weit über das Theologische hinaus. Das Theologische ist eher der Kern dessen, was wir tun. Fast alles ist gesellschaftspolitischer Art. Wir versuchen die Menschen für die Themen zu gewinnen für die wir streiten.

 

Das Interview führte Silvia Ochlast.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Weder domradio.de noch das Erzbistum Köln machen sich Äußerungen der Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen zu eigen.

 


Quelle:
DR