Kopten-Papst trifft Papst Franziskus

"Ökumene des Leidens"

Papst Franziskus hat am Freitag das Oberhaupt der koptischen Christen, Tawadros II., zu einer für die Ökumene wichtigen Privataudienz im Vatikan empfangen.

Kopten-Papst Tawadros II. (dpa)
Kopten-Papst Tawadros II. / ( dpa )

Papst Franziskus hat den Willen zur Ökumene zwischen der katholischen und der koptischen Kirche betont. Die Gläubigen seien durch die eine Taufe verbunden, sagte er beim Besuch des koptischen Papstes Tawadros II. am Freitag im Vatikan. "Wir ersehnen den Tag, an dem wir Gottes Willen erfüllen und gemeinsam an dem einen Kelch teilhaben werden", so Franziskus. Schon jetzt verbinde die römisch-katholische und die koptische Kirche ein brüderliches und fruchtbares Verhältnis. Gemeinsam müssten die Kirchen für Vergebung, Friden und Versöhnung in der Welt eintreten.

Nach Franziskus' Worten besitzen die Kopten ein "unschätzbares Erbe von Märtyrern, Theologen, heiligen Mönchen und gläubigen Jüngern Christi". Der Papst sicherte Tawadros II. die Solidarität der Katholiken zu. "Es gibt auch eine Ökumene des Leidens", sagte Franziskus unter Bezug auf die Situation der Christen in Ägypten. Der Papst dankte Tawadros II. bei der 20-minütigen Begegnung für die seine ökumenischen Signale. Besonders hob er die Gründung des "Nationalen Rates Christlicher Kirchen" in Ägypten hervor.

Der fünftägige Besuch des koptischen Papstes im Vatikan erinnert an die gemeinsame christologische Erklärung beider Kirchen vor 40 Jahren. Im Mai 1973 hatten Tawadros' Vorgänger Schenuda III. und Papst Paul VI. in dem Dokument bekannt, beide Kirchen teilten den gleichen Glauben trotz unterschiedlicher Formulierungen. Franziskus würdigte das damalige Ereignis als Meilenstein der Ökumene nach Jahrhunderten des Misstrauens und als Ausgangspunkt für eine Annäherung der Katholiken an die ganze Familie der Ostkirchen.

"Exzellente Beziehungen"

Tawadros II. sprach von "exzellenten Beziehungen" zwischen beiden Kirchen. Er hoffe, dass sie im Dienste des Friedens in der Welt immer enger würden. Wichtigstes Ziel des Dialogs bleibe die Einheit der Kirchen. Papst Franziskus gratulierte er zu dessen Wahl im März. "Es ist eines der wichtigsten Ämter der christlichen Gemeinschaft", so Tawadros II.

Für den Nachmittag stand eine Begegnung des koptischen Patriarchen mit Roms Bürgermeister Gianni Alemanno auf dem Programm. Am Wochende sind ein Treffen und ein Gottesdienst mit koptischen Gläubigen in Rom vorgesehen. Der Rombesuch endet am Montag mit einem Gespräch mit dem Präfekten der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri. Die koptischen Christen bilden die größte nichtmuslimische Minderheit in Ägypten. Ihr Anteil unter den 80 Millionen Bürgern wird mit fünf bis zwölf Millionen angegeben.


Quelle:
KNA