Tag der Frauen beim Libori-Fest in Paderborn

"Ohne uns kann die Kirche zumachen"

Sie engagieren sich an vielen Stellen in der Kirche,  möchten aber mehr Verantwortung übernehmen: Der Montag ist traditionell der "Frauentag" auf Libori – und die zeigen die ganze Bandbreite ihrer Aktivitäten.

Herzen auf dem Libori-Fest  / © Christoph Paul Hartmann (DR)
Herzen auf dem Libori-Fest / © Christoph Paul Hartmann ( DR )

"Ich fand gut, dass er sich bei allen Frauen bedankt hat, die sich für andere einsetzen. Denn, ganz ehrlich: Ohne Frauen könnte die Kirche doch zumachen", sagt Sibylle Krämer zufrieden. Sie engagiert sich bei der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), steht aber heute am Stand des Müttergenesungswerks. Ihr ist beim Frauentag vor allem wichtig, dass die Herausforderungen von Frauen heute wahrgenommen werden: "Viele Frauen befinden sich in einer Doppelrolle: Sie sind Mütter und pflegende Angehörige, müssen also neben der Erziehung ihrer Kinder auch für ältere Angehörige sorgen."

Das Müttergenesungswerk hilft hier bei Leistungen, die notwendig sind, aber beispielsweise von der Krankenkasse nicht übernommen werden. Ein Beispiel ist das "Koffergeld", also Geld für die Beförderung der Koffer, wenn eine Mutter mit ihren Kindern in Kur fährt. Brigitte von Germeten-Ortmann vom Diözesan-Caritasverband Paderborn findet, dass der Gesetzgeber mehr für Familien und für Mütter tun müsse: "Wenn Frauen und Mütter Probleme haben, brauchen sie eine Anlaufstelle. Diese Stellen müssen mit gut ausgebildeten Leuten besetzt und dementsprechend sicher finanziert sein", sagt sie. Momentan springt da die Kirche in die Bresche: Beratungsstellen der Caritas für Frauen werden vom Erzbistum Paderborn mitfinanziert.

Nicht nur als Mütter wichtig

Ein paar Meter weiter ist für Petra Tölle wichtig: "Wir müssen unser Image verändern – weg vom reinen Mutterbild." Sie ist Mitglied des kfd-Diözesanvorstands Paderborn und findet, dass die kfd – immerhin die größte Frauenorganisation Deutschlands – wichtige Akzente setzen kann und muss: "Wir engagieren uns gesellschafts- und kirchenpolitisch." Kirchenpolitisch ist ihre Linie da ganz klar: "Frauen müssen mehr Beteiligung finden, wir brauchen das Diakonat für die Frau und es muss mehr Frauen in Leitungspositionen in der Kirche geben."

Von offizieller Seite erfahren die Frauen bei ihren Anliegen durchaus Unterstützung, sagt Tölle, "aber nur bis zu einem gewissen Grad. Beim Priesteramt der Frau wird es da schon schwierig." Aber an anderer Stelle können die Frauen schon Erfolge vorweisen: "Dass zum Beispiel die Kommunionhelferinnen mit im Altarraum sitzen. Im Dom war das früher immer so: Sobald die Bischöfe und Priester kamen, mussten die Frauen in die zweite Reihe. Aber wir haben gekämpft und beim Pontifikalamt mit den Frauen sitzen die Kommunionhelferinnen mit am Alter." Wenn es nach ihr geht, soll das noch weitergehen: "Wir brauchen mehr Frauen in liturgischen Diensten", sagt sie, "nicht nur als Küsterinnen."

Ein Treffpunkt

Neben der großen Politik steht beim Tag der Frauen aber eins im Vordergrund: Die Begegnung. Es gibt lebendige Gespräche und Aktionen wie etwa ein Frauen-Kabarett, die den Tag unterhaltend gestalten. Zwischen den Frauen schwirrt Petra Tölle umher. In diesem Moment ist die kfd ganz das, was sie sich von ihr wünscht: "Wir wollen ein Frauenort sein."


Quelle:
DR