Gedanken zum Fest Christi Himmelfahrt

Ab jetzt ist jeder gefragt

Ostern ist ein so weltveränderndes Ereignis, dass man es nicht an einem Wochenende abfeiern kann. Eine wichtige weitere Etappe ist Christi Himmelfahrt. Gedanken zum Fest von Kerstin-Marie Berretz OP.

Christi Himmelfahrt (Erzbistum Köln)

Am Muttertag werden die Mütter beschenkt und können sich einen Tag lang verwöhnen lassen von der Familie. Im Idealfall mit einem wunderschön gedeckten Frühstückstisch und frischen Blumen. Am Vatertag haben dann die Väter ihren besonderen Tag. Im Gegensatz zu den Müttern verbringen sie ihn aber eher nicht im Kreise der Familie, sondern schließen sich mit anderen Männern zusammen. Dann machen sie Touren aufs Land, am liebsten mit einem Bollerwagen, in dem sich kalte und meistens auch alkoholische Getränke befinden. Wie auch immer aber die Männer diesen speziellen Tag begehen, eines ist sicher: Der Vatertag ist immer ein Donnerstag. Und er ist - anders als der Muttertag - ein gesetzlicher Feiertag.

Das hat aber weniger mit den Männern oder dem Vatertag zu tun als damit, dass der eigentliche Anlass für den Feiertag das Fest Christi Himmelfahrt ist. Es wird am 40. Ostertag gefeiert und deswegen immer an einem Donnerstag. Das Fest hat auch nichts mit Vätern zu tun, vielmehr steht der auferstandene Christus im Mittelpunkt. Ostern ist so ein gewaltiges Fest, dass die Kirche es 50 Tage lang feiert und den Augenmerk immer wieder auf andere Aspekte lenkt.

Für Christi Himmelfahrt bedeutet das: Die Auferstehung Jesu meint nicht nur, dass ein Toter wieder lebt. Sondern der auferweckte Christus ist neu und anders. Die Bibel spricht davon, dass er verklärt ist und in eine neue Würde eingesetzt wird. Deswegen erkennen ihn die Jünger zuerst nicht, wenn er nach seiner Auferstehung erscheint. Das, was an Ostern passiert ist, bedeutet den Beginn einer neuen Wirklichkeit. Denn nicht nur der Mensch Jesus wird von den Toten auferweckt und lebt mit Fleisch und Knochen. Jedem ist die leibliche Auferstehung verheißen. Allerdings mit einem verklärten Leib, der neu und anders sein wird, ohne die Gebrechen dieser Welt.

Ganz beim Vater

Und wenn es im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt: "aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes", bedeutet das, dass der auferstandene Christus ganz beim Vater ist. Es gibt keine leiblichen Erscheinungen mehr wie bei den Emmaus-Jüngern, beim ungläubigen Thomas oder bei den Jüngern am See. Denn Jesus Christus ist aufgefahren in den Himmel.

Das bedeutet jedoch auch, dass die, die ihn erlebt haben, jetzt gefragt sind. Sie sind aufgefordert, von Jesus Christus und seiner Auferstehung zu erzählen, weil er nicht mehr da ist. Und genau dieses "nicht-mehr-da-Sein" Jesu wird hier deutlich. Wenn jetzt niemand davon erzählt, was er mit Jesus erlebt hat, kann die Frohe Botschaft nicht in die Welt gelangen. Ab jetzt ist jeder gefragt, der eine Erfahrung mit dem Auferstandenen gemacht hat - sei es, dass er Jesus zu Lebzeiten erlebt hat; sei es, dass er die Kreuzigung verfolgte, das leere Grab mit eigenen Augen sah oder mit dem Auferstandenen aß.

All das muss weitergetragen werden, damit möglichst viele davon erfahren, dass der Tod nicht das Ende ist. Und damit bereitet das Fest Christi Himmelfahrt im Grunde das Pfingstfest vor. Hier fährt der Heilige Geist auf die Jünger herab, die verschreckt in ihrem Zimmer saßen und sich nicht trauten, den Menschen um sie herum von ihren Erlebnissen mit Jesus Christus zu erzählen. Durch den Heiligen Geist fanden sie jedoch den Mut, die Freude und die Energie zu erzählen, was sie gesehen und gehört hatten.

Auftrag an alle Getauften

Die Erlebnisse mit Jesus Christus nicht für sich zu behalten, sondern Zeugen der Auferstehung zu sein, war aber nicht nur Auftrag der Jünger vor 2000 Jahren. Jeder, der getauft ist, ist heute genauso aufgefordert, zu erzählen, was er gesehen und gehört hat. Denn Ostern und die Auferstehung sind ja nicht einfach eine Geschichte von damals, sondern betrifft uns heute noch.

Und deswegen ist es gut, wenn möglichst viele davon erfahren. Aber das geht nur, wenn möglichst viele davon erzählen und ihren Glauben teilen. Wie bei den Jüngern damals kommt es auch heute darauf an, dass jeder, der etwas erlebt hat, das weiterträgt. Und das ist in jedem Rahmen möglich. Beim gemütlichen Familienfrühstück am Muttertag - oder beim geselligen Ausflug am Vatertag.


Quelle:
KNA