Päpste sorgen für neue Rekorde bei Heiligsprechungen

Heilige haben Hochkonjunktur

Im Mittelpunkt des Hochfestes Allerheiligen stehen namensgemäß die Heiligen. Johannes Paul II. war zu Lebzeiten Rekordhalter bei Heiligsprechungen. Doch auch Franziskus schrieb mit 800 neuen Heiligen an einem Tag Kirchengeschichte.

Autor/in:
Jennifer Mostögl
Franziskus während der Heiligsprechung von Junipero Serra vor dem Heiligtum der "Jungfrau der Unbefleckten Empfängnis" / © Jim Bourg (dpa)
Franziskus während der Heiligsprechung von Junipero Serra vor dem Heiligtum der "Jungfrau der Unbefleckten Empfängnis" / © Jim Bourg ( dpa )

6.650 Heilige und Selige sowie 7.400 weitere bei Christenverfolgungen getötete Märtyrer listete das vatikanische Gesamtverzeichnis der Heiligen, das "Martyrologium Romanum", im Jahr 2004 auf. Johannes Paul II. (1978-2005) kreierte mehr Heilige und Selige als all seine Vorgänger der vergangenen vier Jahrhunderte zusammen, so heißt es. Zudem begannen in seiner Amtszeit unzählige weitere Prozesse. Doch auch seither hat sich einiges getan: Seine beiden Nachfolger sprachen rund 850 Personen selig oder heilig - darunter auch Johannes Paul II. selbst.

Zu den bekanntesten in der Zeit des polnischen Papstes kreierten Heiligen gehören Pater Pio von Pietrelcina (1887-1968), die deutsche Philosophin, Ordensfrau und Märtyrin Edith Stein (1891-1942), der Opus-Dei-Gründer Josemaria Escriva (1902-1975) sowie die polnischen Ordensleute Maria Faustyna Kowalska (1905-1938) und Maximilian Kolbe (1894-1941). Viele andere, die von der Kirche derzeit als Selige verehrt werden, befinden sich noch im Prozess der Heiligsprechung, darunter prominente Personen wie Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) oder der letzte österreichische Kaiser Karl I. (1887-1922).

Wohl populärste Heilige in Mitteleuropa: Hildegard von Bingen

Unter Benedikt XVI. (2005-2013) wurden 45 Menschen heiliggesprochen; so etwa Maria Bernarda Bütler (1848-1924), Gründerin der "Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf" und nun die erste neuzeitliche Heilige aus der Schweiz. Weithin als "Leprapater" bekannt ist der Belgier Damian de Veuster, (1840-1889), der auf der hawaiianischen Insel Molokai über Jahre von der Gesellschaft ausgestoßene Aussätzige pflegte und schließlich selbst an Lepra starb. Drei Jahre nach Veuster wurde 2012 auch eine seiner Helferinnen, die in Deutschland geborene Ordensfrau Marianne Cope, heiliggesprochen.

Die in Mitteleuropa wohl populärste von Benedikt XVI. kreierte Heilige ist die Mystikerin Hildegard von Bingen (1089-1179). Sie war zwar zuvor längst im deutschen Sprachraum als Heilige verehrt worden - ohne jedoch jemals formell heiliggesprochen worden zu sein. Benedikt XVI. holte dies im Mai 2012 nach und erklärte sie zugleich zur Kirchenlehrerin. Eine der letzten Heiligsprechungen im Pontifikat Benedikts XVI. war jene der Mohawk-Indianerin Kateri Tekakwitha (1656-1680). Die Kanonisation der indianischen Asketin, die enormen Einfluss auf den Katholizismus vor allem in der kanadischen Provinz Quebec ausübte, sorgte in ihrer Heimat für großes Aufsehen. Sie ist nach dem 2002 heiliggesprochenen Seher von Guadalupe, Juan Diego Cuauhtlatoatzin (1474-1548), die bislang einzige indigene Heilige des amerikanischen Kontinents.

"Rekord-Heiligsprechung" 2013

Papst Franziskus nahm am 12. Mai 2013 eine "Rekord-Heiligsprechung" vor: Er kanonisierte zwei Ordensgründerinnen aus Mexiko und Kolumbien - sowie den Italiener Antonio Primaldo gemeinsam mit seinen 800 Gefährten. Letztere wurden im August 1480 im apulischen Otranto bei einem Überfall osmanischer Streitkräfte ermordet. Noch nie in der Kirchengeschichte wurde gleichzeitig eine derart große Zahl an neuen Heiligen ernannt.

Am 18. Oktober sprach Franziskus mit Louis (1823-1894) und Zelie Martin (1831-1877) erstmals ein Ehepaar für die Vorbildlichkeit ihrer Ehe heilig. Am selben Tag wurden der italienische Priester Vincenzo Grossi (1845-1917) und die spanische Ordensfrau Maria Isabella Salvat Romero (1926-1998) heiliggesprochen. Grossi gründete 1885 das "Institut der Schwestern des Oratoriums", das sich besonders dem Dienst für bedürftige Jugendliche widmet. Romero war seit 1977 Generaloberin der Schwestern der Gesellschaft vom Kreuz. Bereits im April 2014 fand die Heiligsprechung seiner Vorgänger Johannes XXIII. (1958-1963) und Johannes Paul II. statt.


Quelle:
KNA