In Trier endet die Heilig-Rock-Wallfahrt mit einem Gottesdienst

Rare und besondere Tage

Die erste Heilig-Rock-Wallfahrt dieses Jahrhunderts ist am Sonntagabend nach 31 Tagen mit einem Gottesdienst im Trierer Dom zu Ende gegangen. Die Wallfahrt zählte über eine halbe Million Pilger. Wann sie wieder stattfindet, steht in den Sternen.

Autor/in:
Peter de Groot
 (DR)

Mit dem Ausklang der Wallfahrt wurde der Schrein, in dem der Heilige Rock seit dem 13. April vor der Altarinsel des Doms gezeigt wurde, verhüllt. Fortan wird die textile Reliquie wieder verschlossen im Dom aufbewahrt. Sie wird nur bei Heilig-Rock-Wallfahrten öffentlich gezeigt. Wann es wieder eine geben wird, ist nach Angaben des Trierer Bischofs Stephan Ackermann völlig offen.



Am Freitag hatte Ackermann, der dem Schlussgottesdienst vorstand, vor Journalisten eine positive Bilanz des Pilgertreffens gezogen. Heilig-Rock-Wallfahrten, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann, "sollten etwas Besonderes bleiben". Die Wallfahrt lebe auch vom "Raren".



Zeitlich fast nahtlos geht das Pilgertreffen in der Moselstadt über in den 98. Deutschen Katholikentag von Mittwoch bis übernächsten Sonntag in Mannheim. Aber lässt sich da auch eine nicht nur zeitliche Brücke schlagen? Für die Wallfahrt wie für den Katholikentag gelte, so Ackermann, dass es allen Krisenbeschwörungen zum Trotz immer wieder faszinierend sei, "Kirche zu erleben, die sich um Jesus Christus versammelt, Menschen zu erleben, die sich von Jesus und seiner Botschaft angezogen fühlen".



Das waren in Trier beispielsweise Gruppen aus Kindertagesstätten und Mitglieder des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Bergleute aus dem Saarland und russisch-orthodoxe Christen aus Lettland, junge Leute unter dem Motto "Jugend rockt" und Mitglieder Historischer Schützenbruderschaften. Es kamen Pilgergruppen aus zahlreichen deutschen Bistümern, aus benachbarten Ländern, aber auch aus entfernten wie Georgien, Brasilien und Bolivien. Und Papst Benedikt XVI. hatte zum Auftakt der Wallfahrt am 13. April wissen lassen, er begebe sich in Gedanken als Pilger nach Trier.



Ökumene-Impuls

Dem Wallfahrtsmotto "und führe zusammen, was getrennt ist" gerecht wurde nicht zuletzt die durchgängig ökumenische Ausrichtung des Pilgertreffens und insbesondere ein "Tag der Ökumene" unter Beteiligung evangelischer und orthodoxer wie auch freikirchlicher Christen. Zu denen, die an dem vor der Altarinsel des Trierer Doms in einem Schrein aus Zedernholz präsentierten Heiligen Rock vorbeizogen, gehörte auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider.



Trotz des Protestanten eigenen distanzierten Verhältnisses zu Reliquien und Wallfahrten hatte Schneider in seiner Eigenschaft als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, zu der Trier gehört, die Einladung des Bistums Trier zur Wallfahrt angenommen und für eine Teilnahme geworben. Dies vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die katholische Kirche von heute den Heiligen Rock als Christuszeichen und die Wallfahrt als Christuswallfahrt verstanden wissen will. Ob es sich - eher unwahrscheinlich - bei der textilen Reliquie entsprechend alter Überlieferung tatsächlich um das Untergewand handelt, das Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung getragen haben soll, gilt als nicht entscheidend.



Nach eigenem Bekunden konnte Ackermann in den vergangenen vier Wallfahrtswochen den Eindruck gewinnen, dass das Trierer Pilgertreffen Folgen zeitigen könnte hinsichtlich einer Mitwirkung der katholischen Kirche beim 500-Jahr-Jubiläum der Reformation im Jahr 2017. Die Wallfahrt, sagt der Bischof, habe "milieuverbindende Impulse" gesetzt.