In Trier wird die Heilig-Rock-Wallfahrt eröffnet

"Wer kommt, pilgert zu Jesus Christus"

Der Heilige Rock gilt gemäß alter Überlieferung als das Untergewand, das Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung getragen haben soll. Für die bis 13. Mai dauernde Wallfahrt 500 Jahre nach seiner Premiere rechnet das Bistum Trier mit über 500.000 Pilgern.

Autor/in:
Peter de Groot
 (DR)

Insbesondere in der näheren Umgebung des Trierer Doms könnte es eng werden. Verkehrslenkende Maßnahmen seien unumgänglich, um einen gefahr- und reibungslosen Ablauf der für dieses Jahrhundert ersten Heilig-Rock-Wallfahrt zu ermöglichen, ließ die Stadt Trier wissen. Das Bistum Trier rechnet für die Wallfahrt, die am Freitag um 14.30 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst im Dom beginnt, mit über 500.000 Pilgern aus dem In- und Ausland.



Das Pilgertreffen fällt in eine für das Bistum nicht gerade leichte Zeit. Sah sich Diözesanbischof Stephan Ackermann doch in den vergangenen Wochen mit dem Vorwurf konfrontiert, Missbrauchsfälle zu vertuschen. Dem Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz wurde vorgehalten, in seinem Bistum mehrere als pädophil aufgefallene Geistliche weiter zu beschäftigen. Was Ackermann auch nicht bestritt. Er verwies aber auf die von den deutschen Bischöfen in Kraft gesetzten Leitlinien, nach denen es möglich ist, Missbrauchstäter unter strengen Auflagen im Priesterdienst zu belassen. Nur die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist ausgeschlossen. An der kirchlichen Basis stieß das offenbar auf wenig Verständnis.



Der Schatten des Missbrauchsskandals

Inzwischen macht der Bischof deutlich, "dass wir die Frage der Glaubwürdigkeit derjenigen, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, noch einmal neu bedenken müssen". Bei der in den nächsten Monaten anstehenden Überprüfung der Leitlinien sehe er "Nachbesserungsbedarf". Und vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Ackermann jetzt zwei pädophile Priester von ihren Aufgaben als Seelsorger entpflichtete.



Der Bischof hofft, dass die Missbrauchsproblematik die Heilig-Rock-Wallfahrt nicht überschattet, macht aber zugleich deutlich, dass dieses Thema auch nicht verschwiegen werden soll. So findet sich denn auch im "Pilgerbuch" ein Gebet für von sexueller Gewalt Betroffene, in Gottesdiensten soll es Fürbitten in dieser Sache geben, und die Telefonseelsorge Trier wartet täglich mit einem "Angebot zum stillen Innehalten bei diesem schlimmen und schwierigen Thema Missbrauch" auf.



Die 20. Heilig-Rock-Wallfahrt

In der Geschichte der Heilig-Rock-Wallfahrten ist die bevorstehende die 20. Die erste gab es vor 500 Jahren, die bislang letzte 1996. Damals wurden zirka 700.000 Pilger gezählt. Hieß es vor 16 Jahren "Mit Jesus Christus auf dem Weg", so steht die nunmehrige Wallfahrt unter dem Motto "und führe zusammen, was getrennt ist".



Ob der Trierer Heilige Rock tatsächlich der ist, den Jesus gemäß alter Überlieferung auf dem Weg zur Kreuzigung getragen haben soll, ist für die Kirche von heute nicht entscheidend. Sie will ihn als ein Symbol für Christus verstanden wissen. "Wer anlässlich der Heilig-Rock-Wallfahrt nach Trier kommt, pilgert zu Jesus Christus", sagt Ackermann. Ergo konnte auch die Evangelische Kirche im Rheinland, auf deren Gebiet Trier liegt, trotz der protestantischen Ablehnung von Reliquien und Wallfahrten die Einladung des Bistums Trier zu dem Pilgertreffen - wie schon 1996 - annehmen.



Gottesdiensten, Ausstellungen, Konzerte

Das Programm der Wallfahrt, die sich das Bistum 3,5 Millionen Euro kosten lässt, sieht neben Gottesdiensten und Gebetszeiten auch Ausstellungen und Konzerte vor, ein besonderes Angebot für Jugendliche und von samstags auf sonntags "DomNächte". Die Wallfahrtstage wollen jeweils eigene Akzente setzen, etwa durch die Beteiligung aus dem Bereich der Gewerkschaften und der Caritas, aus Schulen und Kindertagesstätten und auch aus der Politik. Geistliche Gemeinschaften bieten Pilgern ihre Begleitung an.



Gezeigt wird der außerhalb von Wallfahrtszeiten verschlossen im Dom aufbewahrte Heilige Rock vor der Altarinsel der Kathedrale. Das Gewand wird in einem Schrein aus Zedernholz liegen, der die mit einer Glasscheibe abgedeckte eigentliche Vitrine umschließt. Fürs Erste aber bleibt der Dom - um Vorbereitungen treffen zu können - bis Freitagmittag geschlossen. Wenn dann am frühen Freitagnachmittag die Wallfahrt mit einem festlichen Gottesdienst in der Kathedrale eröffnet wird, werden Dompropst Werner Rössel und Wallfahrtsleiter Georg Bätzing den Heilig-Rock-Schrein enthüllen.