"Weltereignis" Heilig-Rock-Wallfahrt

"Sei dabei!"

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann spürt ein "gewisses Vibrieren". Wallfahrtsleiter Georg Bätzing spricht von einem "Weltereignis", und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) freut sich: "Es werden viele Menschen zu uns kommen, die sonst nicht gekommen wären." Der Anlass: Die für dieses Jahrhundert erste Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt.

Autor/in:
Peter de Groot
 (DR)

Seit geraumer Zeit schon macht das Bistum Trier in vielfältiger Weise auf die Wallfahrt aufmerksam. Eingeladen seien Gläubige und Suchende, Neugierige und Zweifler, alte und junge Menschen aus aller Welt, heißt es. Die Grundform des Logos zur Wallfahrt ist die Kontur des Heiligen Rocks, dazu die Wortmarke "Heilig-Rock-Wallfahrt 2012_Trier". Das Wallfahrts-Leitwort "und führe zusammen, was getrennt ist" ist bestimmend für die Motive der Werbekampagne: Gezeigt werden Menschen, die zueinander finden oder sich gemeinsam auf einen Weg begeben wollen.



Beworben wird die Wallfahrt etwa auf Trierer Kehrmaschinen und Stadtbussen, auf großflächigen Plakaten im Bistum Trier wie auch in den Wallfahrtsorten Altötting und Kevelaer. Auf den Plakaten die Aufschrift "Sei dabei!". In einem Container vor dem Trierer Dom hat ein Roboter die Luther-Bibel abgeschrieben, um so auf die Wallfahrt hinzuweisen. Weil er vorzeitig fertig wurde, muss er sich bis Ende März noch einmal mit den vier Evangelien befassen.



Eine Pilgerhymne "Freu dich, du Christenheit" gibt es, und natürlich dürfen zur Wallfahrt Pilgerabzeichen nicht fehlen. Der Entwurf für sie stammt von der chinesischen Design-Studentin Tala Yuan. Während der Wallfahrt können die Abzeichen in einem "Wallfahrtsladen" erworben werden, der in einem Zelt in unmittelbarer Nähe des Doms untergebracht sein wird.



Schrein aus Zedernholz

Für die 31 Wallfahrtstage rechnet das Bistum Trier mit rund 500.000 Pilgern. Wallfahrts-Geschäftsführer Wolfgang Meyer spricht von einer Planungsgröße. Man sei sowohl auf mehr als auch auf weniger Pilger eingestellt. Obwohl wie viele andere deutschen Bistümer auch zu Einsparungen gezwungen, investiert man in Trier nach Angaben von Generalvikar Georg Holkenbrink 3,5 Millionen Euro in das Pilgertreffen. "Die Wallfahrt ist uns das wert, auch in Zeiten geringer werdender Mittel", sagt Holkenbrink.



Gezeigt wird der Heilige Rock während der Wallfahrtszeit vor der Altarinsel des Doms. Das Gewand liegt dann in einem Schrein aus Zedernholz, der die mit einer Glasscheibe abgedeckte eigentliche Vitrine umschließt. Der von dem Bildhauer Jan Leven entworfene Schrein erinnert an eine organisch gewachsene Form, etwa an einen Fruchtkern. Für ihn verwendet wurde das Holz einer Zeder aus dem Domkreuzgang.



Der Heilige Rock gilt gemäß alter Überlieferung als Leibrock Jesu. Er wird in der "Heiltumskammer" des Doms zu Trier in einem klimatisierten Schrein verschlossen und nicht sichtbar aufbewahrt. Nur bei Heilig-Rock-Wallfahrten wird er öffentlich gezeigt: Das war erstmals vor 500 Jahren der Fall und zuletzt 1996, 1959 und 1933.



Anno 1959 war der heutige rheinland-pfälzische Regierungschef Kurt Beck, ausgewiesener Fan des Fußball-Bundesligisten Kaiserslautern, zehn Jahre alt. Damals habe er die Wahl gehabt zwischen einem Fußball als Geschenk und einem Besuch beim Heiligen Rock, erinnert sich Beck. Beides zusammen hätten sich seine Eltern nicht leisten können. Beck: "Ich habe mich dann für den Heiligen Rock entschieden, wenn auch mit blutendem Herzen."



Hinweis: Seit einigen Wochen liegt das Programmheft für die Heilig-Rock-Wallfahrt vor. Auf 53 Seiten will es einen Überblick geben, im Internet soll es fortlaufend präzisiert werden.