Papst ruft zum Gefängnisbesuch auf

Gnade walten lassen

Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, in Gefängnisse zu gehen und Häftlinge zu besuchen. Christen müssten "alles tun, um ihnen ihre Würde wiederzugeben" angesichts der oft menschenunwürdigen Zustände in Haftanstalten.

Papst Franziskus auf dem Petersplatz / © Claudio Peri (dpa)
Papst Franziskus auf dem Petersplatz / © Claudio Peri ( dpa )

Der Pontifex ermutigte bei seiner Generalaudienz dazu, Gefangene und auch Kranke nicht allein zu lassen. "Lasst uns nicht in Gleichgültigkeit verfallen, sondern zu Werkzeugen der Barmherzigkeit Gottes werden", appellierte der Papst vor den rund 20.000 Zuhörern auf dem Platz.

Gefangenenbesuche seien gerade in der heutigen Zeit angesichts "verschiedener Formen von Gerechtigkeitsfimmeln" besonders wertvoll, sagte Franziskus weiter. "Keiner soll mit dem Finger auf andere zeigen", so der Papst. Statt zu richten, müsse man helfen. Inhaftierte hätten Fehler gemacht, dafür verbüßten sie ihre Strafe. "Was auch immer ein Gefangener getan haben mag, er ist doch für immer von Gott geliebt."

"Jeder ist von Gott geliebt"

Der Papst erinnerte daran, dass die Apostel Petrus und Paulus und auch Jesus das Los der Gefangenschaft teilten. Am Sonntag hatte Franziskus die Regierungen weltweit um einen Straferlass für Gefangene gebeten. Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit sollten die Behörden die Möglichkeit eines Gnadenaktes für geeignete Häftlinge prüfen, sagte er in einem Appell nach dem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Anlass war ein Gottesdienst mit mehr als 1.000 Strafgefangenen und ehemaligen Häftlingen im Petersdom.

Bei der Generalaudienz am Mittwoch empfahl Franziskus auch Krankenbesuche. Dies sei eine "optimale Medizin". Krankenhäuser bezeichnete Franziskus als "wahre Kathedralen des Schmerzes". Hier könnten ein Lächeln oder ein Händedruck viel helfen. "Es sind einfache Gesten, aber sie sind sehr wichtig für alle, die sich auf sich selbst gestellt fühlen." Wer gemäß den Werken der Barmherzigkeit Gefangene und Kranke besuche, tue damit auch sich selbst Gutes.

Ein Zeichen der Barmherzigkeit

Der Katechismus der katholischen Kirche unterscheidet leibliche und geistliche Werke der Barmherzigkeit. Die leiblichen sind: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken zu geben, Nackte bekleiden, Fremde und Obdachlose aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und die Toten begraben. Hinzu kommen die Werke der geistlichen
Barmherzigkeit: Unwissende lehren, Zweifelnde beraten, Trauernde trösten, Sünder zurechtweisen, Beleidigern verzeihen, Lästige geduldig ertragen, für die Lebenden und Verstorbenen beten.


Quelle:
KNA