Bußliturgie mit Papst Franziskus

"Sünder mit offenen Armen empfangen"

Papst Franziskus hat am Freitag einen Bußgottesdienst zur Eröffnung einer weltweiten Initiative für die Förderung der Beichte gefeiert. Dabei ermahnte er katholische Priester dazu, Sünder mit offenen Armen zu empfangen und nicht allein auf Vorschriften zu pochen.

Papst Franziskus am Beichtstuhl / © MAX ROSSI (dpa)
Papst Franziskus am Beichtstuhl / © MAX ROSSI ( dpa )

"Wir sind verpflichtet, jenes Verhalten zu überprüfen, das manchmal den anderen nicht hilft, sich Jesus zu nähern", sagte er am Freitag in einem Bußgottesdienst im Petersdom in Rom. Als Beispiele nannte er "menschliche Regeln, wenn sie mehr als Vergebung zählen" sowie die "Starrheit, die von der Zärtlichkeit Gottes fernhalten könnte". Gleiches gelte für "Zeiten und Programme, die nicht den tatsächlichen Bedürfnissen derer entgegenkommen, die den Beichtstuhl aufsuchen".

Die Kirche dürfe zwar keineswegs "den Anspruch des Evangeliums schmälern", betonte der Papst in seiner Predigt. Sie könne jedoch nicht riskieren, "den Wunsch des Sünders, sich mit dem Vater zu versöhnen, zu vereiteln". Deshalb seien vor allem Bischöfe und Priester heute mehr denn je dazu aufgerufen, "den - vielleicht heimlichen - Schrei derer zu hören, die dem Herrn begegnen wollen".

Beichtender Papst

Das Heilige Jahr, das die katholische Kirche derzeit begeht, sei eine günstige Gelegenheit, um die Gegenwart Gottes anzunehmen und mit ganzem Herzen zu ihm zurückzukehren, sagte Franziskus weiter. Wörtlich fuhr er fort: "Werfen wir also weg, was uns daran hindert, zügig zu sein auf dem Weg zu ihm, ohne dabei Angst zu haben, das zurückzulassen, was uns Sicherheit gibt und an dem wir hängen."

Franziskus begab sich während des Bußgottesdienstes wie in den vergangenen beiden Jahren persönlich in einen Beichtstuhl des Petersdoms. Dort kniete er nieder, um seine Sünden zu bekennen. Anschließend erteilte er selbst als Beichtvater mehreren Gläubigen die Absolution.

Konferenz für Beichtväter

Vor Teilnehmern einer vatikanischen Konferenz für Beichtväter hatte Franziskus schon zuvor an die Barmherzigkeit der Beichtväter appeliert. Es dürfe allein darum gehen, jedem Gläubigen die Liebe Gottes erfahrbar zu machen, sagte er. Diesem "Geschenk des Heils" dürften sie kein Hindernis in den Weg legen.

Beichtväter müssten ein "Kanal der Freude" sein, damit sich die Gläubigen nach der Beichte nicht mehr von ihrer Schuld bedrückt fühlten, so der Papst. Wer von seinen Sünden losgesprochen werde, müsse in die Lage versetzt werden, die Werke Gottes wieder zu genießen und den von ihm angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Franziskus ermahnte Beichtväter zugleich zu demütigem und großherzigem Verhalten. Sie seien nur Hüter, nicht "Herr der Gnade".

Beichte als "Instrumente der Barmherzigkeit"

Sie müssten sich stets bewusst bleiben, dass sie in der Beichte "Instrumente der Barmherzigkeit" seien. Der Papst betonte weiter, dass die Möglichkeit der Vergebung allen offenstehe. "Die heilige Barmherzigkeit kann unentgeltlich alle erreichen, die sie erbitten".

Organisator der Konferenz ist die Apostolische Pönitentiarie, einer der drei vatikanischen Gerichtshöfe. Sie befasst sich unter anderem mit besonders schwerwiegenden Fällen der Sündenvergebung, die der Beichtvater vor Ort nicht gewähren kann.

Beichte im Bewusstsein verankern

Die Beichte in eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. In Deutschland und vielen Ländern ist der Besuch der Beichte seit längerem stark rückläufig. Franziskus will die Beichte mit dem von ihm ausgerufenen Heiligen Jahr, das dem Thema Barmherzigkeit gewidmet ist, wieder stärker im Bewusstsein der Gläubigen verankern. Das betonte er in seiner Ansprache am Freitag erneut. "Stellen wir das Sakrament der Versöhnung wieder ins Zentrum - und das nicht nur im Heiligen Jahr", sagte er.

Die Konferenz und der Bußgottesdienst mit Franziskus eröffnete eine weltweite Initiative für die Förderung der Beichte. Unter dem Titel "24 Stunden für den Herrn" bieten Bistümer in der ganzen Welt bis zum Samstag besondere Gelegenheiten zur Beichte und zur eucharistischen Anbetung an.


Quelle:
KNA