Am Dienstag eröffnet Papst Franziskus in Rom das Heilige Jahr

"Heilige Pforten" überall

Papst Franziskus eröffnet am Dienstag ein außerordentliches Heiliges Jahr. Anders als frühere Jubiläen soll es nicht nur in Rom, sondern in allen Diözesen stattfinden. Sein Leitwort: Barmherzigkeit.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Heilige Pforte am Petersdom wird freigelegt / © Osservatore Romano (KNA)
Heilige Pforte am Petersdom wird freigelegt / © Osservatore Romano ( KNA )

Zu den vielen Überraschungen von Papst Franziskus gehört sicher auch die Ausrufung eines Heiligen Jahres. Das "Jubiläum der Barmherzigkeit" wird am Dienstag feierlich eröffnet und dauert bis 20. November 2016. Es solle eine "neue Etappe auf dem Weg der Kirche" sein, das Evangelium der Barmherzigkeit allen Menschen zu bringen, sagte er bei der Ankündigung im März.

Heiliges Jahr in allen Ortskirchen

Der alte Brauch, der sonst alle 25 Jahre begangen wird und in dessen Mittelpunkt Bekehrung und Buße, die Versöhnung zwischen Gegnern sowie der Erlass von Sündenstrafen und von Schulden stehen, passt zum Papst aus Argentinien. Anders als die bisherigen soll das kommende Heilige Jahr aber nicht nur in Rom, sondern in allen Ortskirchen gefeiert werden. In jeder Diözese - nicht nur im Petersdom - soll eine "Heilige Pforte" geöffnet werden.

Trotzdem wird auch Rom wieder große Pilgerscharen anziehen; von bis zu 33 Millionen Besuchern ist die Rede. Die Stadt Rom, die von der Idee des Papstes kalt erwischt wurde, musste sich in neun Monaten auf den Massenansturm einstellen - und das in einem Moment, in dem die Stadtverwaltung über dem Korruptionsskandal "Mafia capitale" auseinanderbrach und Bürgermeister Ignazio Marino seinen Stuhl räumen musste.

Planung im Eiltempo

Der Ausbau der notwendigen Infrastruktur zum Empfang und zur Leitung der Pilgerströme begann daher praktisch erst im Oktober. Zur Eröffnung der Heiligen Pforte bis in den Februar hinein dürfte Rom eine Großbaustelle sein - mit aufgerissenen Straßen und großräumigen Umleitungen. Letztlich kein Drama, denn die großen Veranstaltungen beginnen erst mit dem Aschermittwoch.

Aber auch die vatikanischen Planer mussten im Eiltempo ein Programm erstellen. Franziskus betraute den Rat für die Neuevangelisierung mit den Vorbereitungen. Im Mittelpunkt stehen ein- bis dreitägige Jubiläumsveranstaltungen für einzelne Kirchen- und Gesellschaftsgruppen: für Priester, Ordensleute, Katecheten und Diakone, für Jugendliche, für Kranke und Behinderte und vor allem für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in sozialkaritativen Diensten. Letztere findet Anfang September statt, und vielleicht wird dann auch die Ordensgründerin Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) heiliggesprochen.

Neben den Großtreffen und Liturgien sind als zweites Element des Jubiläumsjahres einige symbolische Gesten der Barmherzigkeit vorgesehen, die der Papst Menschen in existenziellen Randsituationen geben will. Diesen sollen sich dann die Bischöfe in ihren Diözesen anschließen. Dabei dürfte es sich um Besuche in Krankenhäusern, Gefängnissen oder Caritas-Einrichtungen handeln.

Sicherheit als Herausforderung

Die Organisatoren haben aber auch die Pilger im Blick, die einzeln anreisen und an der wöchentlichen Generalaudienz des Papstes oder seinem sonntäglichen Angelus-Gebet teilnehmen wollen. Für sie gibt es im historischen Stadtzentrum mehrere Kirchen zum Empfang und zur Gebetsvorbereitung. Damit das Durchschreiten der Heiligen Pforte dann zu einem spirituellen Moment wird, will man für Pilger einen eigenen Zugang einrichten. Sie sollen ungestört vom lauten Tourismusbetrieb und aufdringlichen Fremdenführern bleiben.

Schon vor den Pariser Terroranschlägen war klar, dass die Sicherheit der Pilger eine besondere Herausforderung werden wird. Stadtpräfekt Franco Gabrielli verschreckte bereits im Sommer Römer und potenzielle Gäste, als er vom "ersten Heiligen Jahr in der Ära des IS" und von einer Gefährdung durch den internationalen Terrorismus sprach. Für Rom und vor allem die Umgebung des Vatikan wurden die Sicherheitsmaßnahmen erheblich verschärft, Polizei und Carabinieri personell wie materiell aufgestockt.

Die Eröffnungszeremonie am Dienstag erfolgt nach einem vereinfachten Ritus. Der Papst verzichtet auf die drei symbolischen Hammerschläge und auch auf den Abriss der Vermauerung zur Heiligen Pforte. Franziskus beschränkt sich darauf, die Tür zu öffnen und die beiden Flügel aufzustoßen. Durch sie sollen dann in den folgenden elfeinhalb Monaten Millionen Pilger ziehen - im Gebet und mit der Absicht zu Umkehr und Barmherzigkeit.


Quelle:
KNA