Augsburger Liturgiekommission für neue Formen

Menschen und ihre Bedürfnisse im Zentrum

Der Vorsitzende der Liturgiekommission im Bistum Augsburg, Pfarrer Ulrich Müller, hat sich für neue Formen in der Liturgie ausgesprochen. Feiern sollten so gestaltet sein, dass sie für Menschen heilvoll seien.

Einzelne Gottesdienstteilnehmerin / © Corinne Simon (KNA)
Einzelne Gottesdienstteilnehmerin / © Corinne Simon ( KNA )

"Es geht nicht darum, was wir als Kirche wollen, sondern was die Menschen benötigen", sagte der Priester dem Internetportal katholisch.de. Da brauche es einen "radikalen Blickwechsel". Als Beispiele nannte er Segensfeiern, die für Menschen in Umbruchsituationen des Lebens gedacht seien. "Oder eine Liturgie für junge Menschen, die von zuhause ausziehen, weil sie eine Ausbildung oder ein Studium beginnen."

Neue Formen und Orte

Entscheidend sei, den Menschen zuzuhören, erklärte Müller. Sie sollten sagen, welche gottesdienstlichen Feiern für sie heilvoll seien. Entsprechend müssten auch Formen und Orte für Gottesdienste vielfältig sein. Liturgie begrenze sich nicht nur auf den Kirchenraum. Eine weitere Herausforderung sei, wie mit "Zachäus"-Menschen umgegangen werden solle. Gemeint seien damit Personen, die eine Distanz zur Kirche hätten, aber dennoch eine Sehnsucht nach Heilung und Segen spürten.

Auf der konstituierenden Sitzung der Kommission sei ein wichtiges Thema auch gewesen, wie die die Pandemie die Liturgie geprägt habe, so Müller. Die Erfahrungen, die die Gläubigen etwa mit Hausgottesdiensten in dieser Zeit gemacht hätten, müssten reflektiert werden. Was Online-Gottesdienste betreffe, stehe mehr die Art und Feierqualität im Fokus. Bei den Präsenzgottesdiensten sei die "tätige Teilnahme der Gläubigen" oft verkümmert. Wenn etwa der Gemeindegesang wegfalle, wie es vielerorts der Fall gewesen sei, fehle eine wichtige Weise der Teilnahme an der Liturgie. Auch der Kommunionempfang sei teils eingeschränkt gewesen.

Wiederbelebung von liturgischen Zeichen

Der Pfarrer plädierte dafür, darauf zu achten, dass die liturgischen Zeichen wieder gepflegt würden, etwa bei der Firmspendung, bei der die Chrisamsalbung mit Wattestäbchen erfolge. Defizitär sei in den vergangenen Monaten aufgrund des Abstandsgebots der Friedensgruß vollzogen worden, bei dem die Menschen einander die Hand reichen sollten. Auch hier gelte es darauf zu achten, "dass wir zu einer würdigen Form zurückkehren".

Im Bistum Augsburg hat Bischof Bertram Meier im Juli wieder eine Kommission für Liturgie als Beratergremium ins Leben gerufen, nachdem es sie jahrelang nicht gegeben hatte. Ein solches Beratergremium für den Bischof fußt auf der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).


Quelle:
KNA