Beichte in der Kölner Innenstadt trotzt Corona

"Alle Stände und Altersgruppen"

Kirchen der Kölner Innenstadt sind das Ziel vieler Katholiken für die Beichte. Auch die Corona-Pandemie konnte das Bedürfnis nach dem Sakrament der Versöhnung nicht zurückdrängen, wie die Beispiele aus dem Dom und St. Kolumba zeigen.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Beichtgespräch in der Sakristei von St. Kolumba / © Alexander Foxius (DR)
Beichtgespräch in der Sakristei von St. Kolumba / © Alexander Foxius ( DR )

Es ist ein Sakrament, das eher im Verborgenen wirkt und das, was dort gesagt wird, einer strikten Geheimhaltung unterliegt. Zwar ist in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der Katholiken, die regelmäßig zur Beichte gehen, rapide gesunken, so dass manche Gemeinden keine festen Zeiten mehr für den Empfang des Bußsakraments in ihren Gottesdienstplänen angeben. Nach wie vor gibt es aber zentrale Orte wie Wallfahrtskirchen oder spezielle Innenstadtkirchen, die überdurchschnittlich hoch von Pönitenten (=Büßende, Beichtende) frequentiert werden, was möglicherweise mit der dort gewahrten Anonymität zusammenhängt.

Beichtangebot trotz Pandemie durchgängig gut angenommen

Zwei dieser Orte sind in der Kölner Innenstadt die Minoritenkirche und St. Kolumba, beide von den Franziskaner-Minoriten seelsorglich betreut, die ihren Konvent direkt an der Tunisstraße, der Nord-Süd-Fahrt, haben. Während der Corona-Pandemie haben die Ordensbrüder durchgängig Beichte gehört, auch in der Zeit, als das Feiern der Gottesdienste nicht erlaubt war, berichtet Bruder Bernhardin Seither, der bis Anfang des Jahres Guardian des Kölner Konventes war.

Jedoch war der Empfang des Bußsakraments im Beichtstuhl der Minoritenkirche seit dem ersten Lockdown im März 2020 aus hygienischen Gründen nicht mehr möglich. In St. Kolumba wurde zunächst noch der etwas geräumigere Beichtstuhl genutzt. Die Beichtenden saßen mit Abstand zum Beichtgitter. Recht bald wurde die Beichte dann aber in die Sakristei verlegt, die mehr Platz hat und auch entsprechend gelüftet werden kann.

Das Angebot zu Beichte und Gespräch wurde trotz Pandemie durchgängig gut angenommen, erinnert sich Bruder Bernhardin weiter. Manchmal sei es ruhiger gewesen und manchmal sei eine Person nach der anderen gekommen. "An manchen Tagen hatten wie über 30 Personen zur Beichte und Gespräch." Als keine Gottesdienste gefeiert werden durften und die Spendung der Kommunion wieder erlaubt war, seien einige auch "nur" zum Empfang der Kommunion gekommen, andere hätten den Kommunionempfang mit dem Sakrament der Versöhnung verbunden.

Zwei Stühle auf Abstand in der Sakramentskapelle

Von ähnlichen Erfahrungen kann auch Tobias Hopmann, Vikar am Kölner Dom, berichten. Auch der Dom sei eine Kirche, in die das ganze Jahr hindurch viele Menschen zur Beichten kommen. Während des Gottesdienstverbots vor einem Jahr wurde auch dort weiterhin das Bußsakrament gespendet.

Auch wurde im Dom dafür der Beichtstuhl verlassen und die Gespräche auf im Kirchenraum verteilten Stühlen geführt. Mittlerweile ist die Sakramentskapelle der Ort der Beichte geworden. "Sie ist beheizbar und man kann lüften. Und die Tür zumachen, sodass auch das Beichtgeheimnis gewahrt bleibt. In der Tür sind aber auch Glasfenster. Man kann so reinschauen. Man ist da nicht ganz abgetrennt. In der Sakramentskapelle sind dann zwei Stühle, die mit Abstand zueinander stehen, sodass man da die hygienischen Bedingungen gut einhalten kann", erklärt Domvikar Hopmann die Situation vor Ort.

Eine am Eingang der Sakramentskapelle installierte Ampel zeigt den Gläubigen an, ob der Raum frei ist oder nicht. Diese ist weit sichtbar, so dass sich die wartenden Pönitenten gut verteilen können und nicht dicht gedrängt vor der Tür warten müssen.

Verlagerung von der Ohrenbeichte zum Beichtgespräch

Die pandemiebedingte Verlagerung von der traditionellen Ohrenbeichte zum Beichtgespräch ist von den Pönitenten gut angenommen worden. Einen deutlichen Rückgang durch die Corona-Pandemie kann Domvikar Hopmann nicht erkennen. "Auch junge Leute kommen, was mich sehr freut. Manchmal gibt es sogar Warteschlangen." - auf Abstand, versteht sich.

Auch in St. Kolumba sei die Gesprächsatmosphäre während der Beichte für manche zwar ungewohnt gewesen, wurde von fast allen aber gut angenommen. Auch hier kommen "alle Stände und Altersgruppen", erzählt Bruder Bernhardin. "Gleichzeitig wurde aus der Beichte oft ein Gespräch, das länger dauert als im Beichtstuhl und – wie bei Beichtgesprächen üblich – intensiver wurde und so auch für uns Priester herausfordernder war."

Eine Anmeldung zur Beichte ist weder im Dom noch in St. Kolumba erforderlich. Es gibt feste Termine, die im Internet zu finden sind. Wenn mehr los ist, sollte man allerdings auch etwas Geduld und Wartezeit mit einkalkulieren.


 

Verwaister Beichtstuhl in der Minoritenkirche Köln / © Alexander Foxius (DR)
Verwaister Beichtstuhl in der Minoritenkirche Köln / © Alexander Foxius ( DR )


 

Grünes Licht für Pönitenten im Kölner Dom / © Alexander Foxius (DR)
Grünes Licht für Pönitenten im Kölner Dom / © Alexander Foxius ( DR )


 

Beichte in der Sakramentskapelle des Kölner Domes / © Alexander Foxius (DR)
Beichte in der Sakramentskapelle des Kölner Domes / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR