Gebetsbote betet für Fremde

"Ich sehe es als meinen Auftrag an"

Vielen Menschen fällt das Beten schwer. Auch bei Achim Beiermann war das lange so. Jetzt nimmt er die Gebetswünsche anderer Menschen entgegen, betet stellvertretend für sie und zündet in der Kirche eine Kerze für sie an. 

Mann im Gebet / © Dencoy18 (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Achim Beiermann ist Gebetsbote. Er betet also regelmäßig für andere Menschen. Doch wie geht eigentlich Beten?

Achim Beiermann (Gebetsbote aus Düsseldorf): Ich muss gestehen, dass ich selber bis vor einigen Jahren Probleme damit hatte. Ich habe irgendwann angefangen abends, wenn ich im Bett lag, noch mal den Tag Revue passieren zu lassen. Irgendwann habe ich gedacht, dass ich schöne Dinge erlebt habe und mich auch einfach mal dafür bedanken kann. So bin ich dann langsam in einen Bet-Rhythmus gerutscht und habe selbst gelernt, wieder zu beten. Das habe ich als Kind immer getan, aber später ist das irgendwie eingeschlafen. Jetzt ist es bei mir wieder neu erwacht, so würde ich es beschreiben.

DOMRADIO.DE: Sie sind mit der Kirche groß geworden - Familiengottesdienste, Messdiener, katholische Jugend, Ehrenämter. Inzwischen sind sie Pensionär und beten regelmäßig auch im Auftrag anderer Menschen. Wie ist es dazu gekommen?

Beiermann: Das ist nach und nach gewachsen. Ich wurde öfter angesprochen, wenn ich Kirchenwache gemacht habe in St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim, ob ich nicht für jemanden beten kann? Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mich ein Herr angesprochen hat, der mir erklärte, dass ein Familienangehöriger schwer erkrankt sei und ob ich für ihn ein Gebet sprechen könnte in der Kirche. Ich habe ihn dann ganz vorsichtig gefragt, warum er das denn nicht selber machen kann? Er sagte mir, dass er sich so weit von der Kirche entfernt habe, dass er da mittlerweile ein Problem hat. Er glaube zwar immer noch, aber die Kirche sei ihm fremd geworden. Deshalb bat er mich, in seinem Namen ein Gebet zu sprechen und vielleicht auch eine Kerze anzuzünden.

Ich habe mir das kurz durch den Kopf gehen lassen und gedacht, dass ich das natürlich machen kann. Ich bin sowieso in der Kirche und halte Kirchenwache. Ich habe mich dann bei der nächsten Kirchenwache in die Kirche gesetzt, nochmal darüber nachgedacht, was der Mann mir erzählt hat von seinen Sorgen. Dann habe ich ein Gebet gesprochen, frei formuliert, und eine Kerze angezündet. Von der Kerze habe ich ein Foto gemacht und es dem Mann geschickt, für den ich das Gebet gesprochen habe.

DOMRADIO.DE: Es ist nicht bei dieser einen Anfrage geblieben. Wie ging es dann weiter?

Beiermann: Ich habe mir irgendwann zuhause überlegt, dass ich das vielleicht etwas professioneller aufziehen kann. Ich bin dann ein paar Tage mit der Idee schwanger gegangen, das im Internet publik zu machen. Diese Idee kam mir dann aber sehr abgefahren vor und ich habe erst einmal mit meiner Frau gesprochen. Meine Frau hat Theologie studiert und ist unter anderem auch Religionslehrerin. Ich habe dann bei meiner Frau offene Türen eingerannt. Sie sagte direkt, dass das eine ganz tolle Idee sei und ich es einfach mal machen soll. So ist die ganze Sache dann entstanden.

DOMRADIO.DE: Haben Sie schon mal den Drang gehabt zu sagen: "Gehen Sie doch in die Kirche und beten selbst, ich helfe Ihnen dabei"?

Beiermann: Nein, das habe ich noch nicht gemacht. Ich kann das irgendwie ganz gut nachvollziehen, dass Menschen Schwierigkeiten haben, in die Kirche zu gehen. Ich habe auch oft Probleme mit der Kirche. Da braucht man im Moment wirklich nur die Zeitungen aufzuschlagen oder sich im Internet schlau zu machen oder Fernsehen zu gucken. Von daher habe ich von Anfang an, wenn Gebetsanliegen an mich herangetragen wurden, direkt gesagt, dass ich das mache. Ich will da auch niemanden bekehren oder überzeugen, mit mir gemeinsam zu beten. Das mache ich gerne für andere Menschen und ich sehe das im Moment als mein Auftrag an! 

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR
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