Gedenktag des Heiligen Thomas von Aquin

"Lehrmeister des Denkens"

Zu Lebzeiten war er ein einfacher Mönch, heutzutage gilt er als einer der bedeutendsten Denker der Kirchengeschichte. Sein Ziel war es, Philosophie und Theologie, Vernunft und Glaube zusammenzubringen. Der Heilige Thomas von Aquin.

Statue von Thomas von Aquin an der Außenfassade der Dominikanerkirche in Münster / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Statue von Thomas von Aquin an der Außenfassade der Dominikanerkirche in Münster / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

"Schenk mir, o Gott, Verstand, der dich erkennt, Eifer, der dich sucht, Weisheit, die dich findet, einen Wandel, der dir gefällt, Beharrlichkeit, die gläubig dich erwartet, Vertrauen, das am Ende dich umfängt."

Thomas von Aquin ist einer der größten Gelehrten des Mittelalters. Er steht in der Tradition des Augustinus und lässt sich vom Philosophen Aristoteles beeinflussen. Er ist Schüler des Gelehrten und deutschen Bischofs Albertus Magnus. Der Sohn eines Adligen ist um 1225 in Italien, nördlich von Neapel zur Welt gekommen. Schon mit fünf Jahren soll er als sogenanntes "gottgeweihtes Kind" zu den Benediktinern in das Kloster in der Nähe, auf dem Montecassino, gekommen sein, wo sein Onkel Abt war.

Bewegende Gedanken

Das Kind wächst heran, studiert in Bologna, Köln und Paris. Obwohl die Eltern es nicht wollen, tritt er in den noch jungen Dominikanerorden ein, als er 18 oder 19 ist. Seine Werke bewegen schließlich die Welt – nicht nur die Geschichte der katholischen Philosophie und Theologie!

Die bedeutendsten seiner Werke sind die "Summa theologiae" – das Lehrbuch der Theologie – und die "Summa contra gentiles" – das Lehrbuch gegen die Völker oder 'ungläubigen' Völker, in dem er sich mit der arabischen Philosophie auseinandersetzt. Den hier genannten Ungläubigen gegenüber bleibt er aber aufgeschlossen.

Offen und kritisch

Auch wenn er seine Kirche als unfehlbare Führerin sieht, bleibt er auch ihr gegenüber vernunftgeleitet kritisch: Die Autorität einer Kirchenführung allein genüge nicht, wichtig seien Argumente, Gründe, die Ergebnisse eines strengen und systematischen Denkens. Thomas hört zu, prüft, nimmt an und verwirft. "Er ist ein neuer Denker, ein selbständiger Denker," urteilt der deutsche katholische Schriftsteller und Journalist Walter Dirks.

Thomas lässt sich unbefangen auf weltliche Fragen ein. Andere Kulturen und Religionen interessieren ihn ebenfalls. Er beschäftigt sich mit Anfragen von Nicht-Glaubenden.

Kein Gegensatz: Glaube und Philosophie

Er wird so zum Meister der Scholastik, einer im Mittelalter neu entworfenen Methode der Beweisführung. Dabei macht Thomas sich einen Namen, weil er die Philosophie der Antike mit der christlichen Botschaft zu verbinden weiß.

Viele bewundern ihn dafür, dass der große Theologe bei aller Weisheit immer bescheiden und freundlich bleibt. Bei allem, was er tut, ist er sehr sorgfältig. Und er strebt immer nach Wahrheit, man sagt, nach der einen Wahrheit. "Das ist das Äußerste menschlichen Gotterkennens: zu wissen, dass wir Gott nicht wissen."

Er vertraut auf die Vernunft. Ein bedeutender Theologe vor ihm war Anselm von Canterbury. Mit ihm stimmt Thomas überein, wenn er meint, die Existenz Gottes lasse sich auch mit den Mitteln der Vernunft nachweisen. Thomas fügt aber hinzu: "Das Heil des Menschen erfordert, dass Gott ihm Wahrheiten eröffnet, die den Verstand übersteigen." Und: "Mit menschlicher Vorstellungskraft ist Gott einfach nicht zu fassen."

Zwischen Gut und Böse

So spricht er von Gott als "unbewegten Beweger". Gottes Schöpfungskraft soll den Beweis liefern: Gott ist der, der am Anfang aller Wirklichkeit und allen Seins steht. "Naturnotwendig will der Mensch das Gute," ist ein weiterer Lehrsatz Aquins. Er ist überzeugt, dass Menschen ein Wissen über "Gut" und "Böse" haben. Und dass das in Gott wurzelt. 1879 werden seine Lehren zur offiziellen Philosophie der katholischen Kirche erklärt. Das Zweite Vatikanische Konzil empfiehlt in den 1960er-Jahren ausdrücklich, die Lehren des Thomas von Aquin zu studieren, besonders Priestern in der Ausbildung.

Seinen Rat weiß man auch schon zu Lebzeiten zu schätzen. Papst Gregor X. gehört zu seinen Bewunderern. Er ruft Thomas von Aquin zum zweiten Konzil von Lyon. Aber auf dem Weg dorthin stirbt Thomas am 7. März 1274, mit knapp 50 Jahren.

Heiliger und Kirchenlehrer

Heiliggesprochen wird Thomas von Aquin 1323 durch Papst Johannes XXII. und zum Kirchenlehrer erhoben 244 Jahre später, 1567. Auch wenn er selbst jegliche Würden ablehnt, wird er nach seinem Tod zum Bischof von Umbrien erklärt.

1880 macht ihn Papst Leo XIII. zum Schutzpatron der katholischen Schulen und Universitäten. Der schätzt Thomas von Aquin sehr und fördert die sogenannten thomistischen Studien. Außerdem gilt der Heilige Thomas als Patron der Dominikaner, der Theologen und Studenten. Auch Buchhändler oder Bleistifthersteller sollen sich unter seinen Schutz stellen. Und gegen Ungewitter wird er angerufen.

Denker von großer Bedeutung

724 Jahre nach seinem Tod bekräftigt 1998 Papst Johannes Paul II., welche Bedeutung Thomas von Aquin bis heute hat: "Der heilige Thomas ist zu Recht von der Kirche immer als Lehrmeister des Denkens und Vorbild dafür hingestellt worden, wie Theologie richtig betrieben werden soll."

Reliquien von ihm findet man heute in mehreren europäischen Städten. So werden sie in Rom aufbewahrt und in Toulouse. Weil seine Gebeine am 28. Januar 1369 in eine Dominikanerkirche in Toulouse übertragen wurden, ist am 28. Januar sein Gedenktag.

Katharina Geiger

 

Thomas von Aquin / © Gemeinfrei
Thomas von Aquin / © Gemeinfrei
Quelle:
DR