Warum Christi Himmelfahrt ganz geerdet ist

Auf Augenhöhe mit den Mitmenschen

Einbildung ist auch eine Art von Bildung, sagt man scherzhaft. Manche Menschen meinen, etwas Besseres zu sein. Eine Haltung, vor der mitunter auch die Jünger Jesu nicht gefeit waren. Ein kritischer Blick zu Christi Himmelfahrt.

Autor/in:
Fabian Brand
Ein Holzkreuz bei Sonnenaufgang / © Wirestock Images (shutterstock)
Ein Holzkreuz bei Sonnenaufgang / © Wirestock Images ( shutterstock )

Von manchen Menschen sagt man, sie würden die Nase ganz schön weit oben tragen. Solche Zeitgenossen wirken oft abgehoben - ganz so, als würden sie über den Dingen stehen. Und manchmal lassen solche Leute ihre Mitmenschen auch spüren, dass sie eigentlich gar nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Dass sie eigentlich für Besseres bestimmt sind und es gar nicht nötig haben, sich mit diesem oder jenem abzufinden.

Das Gegenteil von einem solchen Verhalten findet man bei Menschen, die wissen, wo sie herkommen und wer sie sind. Häufig hört man in diesem Zusammenhang, jemand sei geerdet. Und diese Erdung, die bekommt man häufig zuhause, dort, wo man eben herkommt und wo die eigene Heimat ist.

Der Chef eines Weltkonzernes sagte einmal in einem Interview, wenn er nach Hause kommt, in ein kleines Dorf in Bayern, dann ist er wieder mit allen per Du. Dann ist er nicht der Herr XY, sondern dann geht er ganz selbstverständlich ins Wirtshaus zum Kartenspielen mit den Freunden. Das ist das Gegenteil von einem abgehobenen Verhalten; wer geerdet ist, der trägt seine Nase da, wo sie hingehört, auf Augenhöhe mit den Anderen.

Abgehoben – und doch geerdet

Auch am Fest Christi Himmelfahrt geht es um einen Abgehobenen: um Christus, den auferstandenen Herrn, der vor den Augen seiner Jünger in den Himmel aufgenommen wird. So zumindest berichtet es das erste Kapitel der Apostelgeschichte. Jesus ist nicht mehr der, der mit den Jüngern zusammen Mahl hält und mit ihnen durch Galiläa streift.

Er ist der Auferstandene, der seinen Platz beim Vater im Himmel hat. In der Auferstehung hat er seinen Platz zur Rechten Gottes erhalten. Die Erzählung der Apostelgeschichte bringt diesen Gedanken sehr prägnant mit der Himmelfahrt zum Ausdruck. Jetzt ist der Auferstandene dort angekommen, wo er hingehört. Jetzt ist er daheim, beim Vater. Es ist kein abgehobenes Verhalten, das der auferstandene Herr hier an den Tag legt. Obwohl er nach oben, in den Himmel auffährt, ist er ganz und gar geerdet: Er kommt nach Hause, zu Gott, seinem Vater, von dem er ausgegangen ist und der ihn gesendet hat.

Blick gen Himmel

Aber die Apostelgeschichte berichtet noch von einem anderen, abgehobenen Verhalten: Die Jünger nämlich, die mit Jesus auf den Ölberg hinausgegangen sind, tragen die Nasen ganz schön weit oben. Den Blick haben sie gen Himmel gerichtet - gerade so, als seien sie mit dem Auferstandenen zusammen aufgefahren. Doch ein solches abgehobenes Getue, das gehört sich nicht für die Jünger.

Die Männer in weißen Gewändern ermahnen sie nachdrücklich, nicht nach oben zu schauen. Die Aufgabe, die den Aposteln jetzt anvertraut ist, liegt nicht im Himmel. Sie ist nicht dort in der Höhe, in die der auferstandene Herr aufgefahren ist. Die Jünger sollen nicht abgehoben sein, sondern ganz und gar geerdet. Denn hier, auf der Erde, da müssen sie jetzt ihren Dienst tun. Da sollen sie jetzt das Evangelium vom auferstandenen und aufgefahrenen Herrn verkünden - und zwar bis sie an die Grenzen dieser Welt kommen. An den Menschen, mit denen die Jünger zusammenleben, sollen sie diesen Auftrag verwirklichen. Der Blick der Apostel soll nicht nach oben gehen, sondern nach links und nach rechts.

Auf Augenhöhe mit den Mitmenschen

Ob jemand abgehoben ist oder geerdet, das merkt man manchmal sehr schnell. Worte und Handlungsweisen verraten, wie man gesinnt ist. Die Himmelfahrt Jesu zeigt auf eindrückliche Weise, wie schnell man der Gefahr erliegt, zu abgehoben zu sein, weil man meint, irgendwie in einer besonderen Beziehung zu Jesus zu stehen.

Auch bei manchen Christen hat man den Eindruck, sie würden schon über dem Boden schweben. Die Mahnung der weißgewandeten Männer gilt auch heute: Der Blick aller, die getauft sind, darf zum Himmel gehen, weil wir Christus angehören, der für alle Menschen den Himmel erschlossen hat. Das aber darf nicht zu einem abgehobenen Verhalten führen.

Christen müssen auf Augenhöhe mit ihren Mitmenschen leben, im hier und jetzt das Evangelium verkünden. Ganz und gar geerdet sollen sie sein, die Nase nicht zu hoch tragen, sondern den Himmel auf die Erde bringen und mitten in ihrem Alltag das Gottesreich anbrechen lassen. Dann sind sie glaubwürdige Zeugen der Botschaft des auferstandenen Gekreuzigten, der in den Himmel aufgefahren ist.

 

Quelle:
KNA