Katholisches Büro NRW zu den Maßnahmen der Bundesregierung

"Es ist selbstverständlich bedrückend"

Die Bundesregierung hat beschlossen: man darf höchstens zu zweit rausgehen. Der Leiter des Katholischen Büros in Nordrhein-Westfalen hält das für richtig. Er sieht auch Positives für die Kirche in der Krise. Doch das Persönliche sei nicht ersetzbar.

Warnhinweis mit Abstandsregelung während der Corona-Pandemie / © Armin Weigel (dpa)
Warnhinweis mit Abstandsregelung während der Corona-Pandemie / © Armin Weigel ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie bewerten Sie die strengeren Vorgaben der Bundesregierung, die gestern verkündet wurden?

Pfarrer Antonius Hamers (Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf): Angesichts dessen, was man in letzter Zeit gehört hat – auch bezüglich der Steigerung der Infektionsraten – halte ich diese Maßnahmen für gut und richtig. 

DOMRADIO.DE: Wenn das öffentliche Leben weiter zurückgefahren wird, was bedeutet das konkret für die Kirche?

Hamers: Wir haben ja sowieso schon eigene Vereinbarungen mit der Landesregierung getroffen. Wir halten weiterhin unsere Kirchen offen. Wir feiern Gottesdienste nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit und streamen sie. Gerade auf DOMRADIO.DE werden ja Gottesdienste übertragen. Aber auch auf andere Seiten der Bistümer werden insbesondere die Gottesdienste aus den Domkirchen übertragen, um so weiterhin den Menschen die Möglichkeit zu geben, an einem Gottesdienst teilzunehmen.

DOMRADIO.DE: Wir bemerken zurzeit auch steigende Zahlen derjenigen, die unsere Gottesdienst-Übertragungen nutzen. Ist das ein guter Weg – was meinen Sie?

Hamers: Ich finde das sehr gut. Jeder Gottesdienst, auch wenn der Priester mehr oder weniger alleine am Altar steht – vielleicht mit einem Messdiener, einem Kantor oder einem Organisten, so wie wir das hier in Münster machen – findet ja immer in der Gemeinschaft der Kirche statt. Er ist niemals Privatsache des Priesters.

Insofern gibt es immer die Möglichkeit, dass alle, die sich der Kirche zugehörig fühlen, sich im Gottesdienst mit der ganzen Kirche verbinden – ob sie nun persönlich anwesend sind oder zuhause vor dem Rechner oder Fernseher sitzen. Das ist, finde ich, das Großartige an unserem Liturgieverständnis. Es ist ein Gottesdienst, das heißt: Gott wirkt an uns. Und das auch dann, wenn wir nicht persönlich anwesend sind, sondern im Geiste vor dem Rechner, dem Fernseher oder im Radio mitfeiern.

DOMRADIO.DE: Im Vatikan wird Papst Franziskus die Osterliturgien wohl vor dem leeren Petersplatz zelebrieren. Geht das denn, wenn es um dieses riesige Hochfest geht?

Hamers: Es muss so gehen. Es ist natürlich eine traurige und tiefgreifende Einschränkung, das steht außer Frage. Ich habe am Samstagmorgen die Messe im Dom in Münster gefeiert. Das ist natürlich schon ein komisches oder auch ein bedrückendes Gefühl, wenn man vor dem leeren Dom steht, vom Altar oder Ambo aus den Gottesdienst feiert und in den leeren Dom schaut. Das wird in Rom ja dann genauso sein.

Es ist selbstverständlich bedrückend. Aber angesichts der Situation, in der wir uns befinden, ist es das einzig Mögliche, um insbesondere auch die Kar- und Ostertage zu feiern und auf diese Weise deutlich zu machen, dass weiterhin Gottesdienst gefeiert wird und religiöses Leben stattfindet – wenn eben auch mit diesen großen Einschränkungen.

DOMRADIO.DE: Die Kiche ist gerade ja unheimlich digital. Glauben Sie, dass sich dies auch im Nachhinein positiv auswirken wird? 

Hamers: Das ist sicher ein großer Vorteil. Aber selbstverständlich kann das Digitale nicht das Persönliche ersetzen. Es kann im Grunde nur ein Hilfskonstrukt sein. Ich hoffe darauf, dass die Menschen dann, wenn wir wieder zum Gottesdienst in den Kirchen zusammenkommen können, nicht aus Bequemlichkeit sagen: "Ach, jetzt bleiben wir zuhause am Rechner sitzen und kommen nicht mehr."

Ich hoffe, dass es alle nochmal mehr zu schätzen wissen, dass wir in Kirchen zum Gottesdienst zusammenkommen, gemeinsam singen und beten können. Es ist ja völlig klar, dass es ein anderes und ein schöneres Gemeinschaftserlebnis und ein schöneres Gottesdiensterlebnis ist als wenn ich alleine oder auch in einer Gruppe am Rechner sitze.

Das Gespräch führte Verena Tröster. 


Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)
Quelle:
DR