Domian: Nonne ist einziger Talk-Kontakt, der geblieben ist

"Enge persönliche Freundschaft"

Mehr als 20 Jahre führte er eine Talksendung im Radio über persönliche Themen mit Menschen am Telefon. Mit einer katholischen Ordensfrau aus Köln verbindet ihn bis heute eine sehr enge Freundschaft. 

Jürgen Domian: Autor, Journalist und Moderator / © Harald Oppitz (KNA)
Jürgen Domian: Autor, Journalist und Moderator / © Harald Oppitz ( KNA )

Eine katholische Ordensfrau aus Köln ist die einzige von rund 23.000 Talkgästen, zu der der frühere "Nighttalker" Jürgen Domian (61) bis heute Kontakt hält. "Das hat mich damals sehr gefreut, dass eine Nonne aus einem Kloster angerufen hat, die nachts immer die Sendung gehört hat", sagte er im Deutschlandfunk. Und da ihr Kloster "gleich um die Ecke" lag, habe er sie kurz darauf besucht: "Und dadurch ist wirklich eine sehr enge persönliche Freundschaft entstanden, die bis heute anhält."

Neues Format mit unbekanntem Gast

Am Freitag kehrt Domian mit einer neuen Sendung ins WDR-Fernsehen zurück. In "Domian live" will der Autor und Moderator eine Stunde lang mit ihm zuvor unbekannten, nicht prominenten Gästen in Einzelgesprächen reden, wie der WDR ankündigte.

Domian sprach von einer "behutsamen Weiterentwicklung" seines früheren Telefon-Talks, der von 1995 bis 2016 im Radiosender 1Live und im WDR-Fernsehen fünfmal die Woche von 1.00 bis 2.00 Uhr nachts lief. Die neue Sendung werde in der WDR-Kantine live vor Publikum aufgezeichnet; dies "erhöht die Spannung für das Publikum und für mich", sagte Domian. Die Gesprächspartner kämen ausschließlich durch eigene Bewerbungen in die Sendung. Es könne über Tragisches, Trauriges, Lustiges, Unterhaltsames und Streitbares gesprochen werden.

Gespräche über sehr persönliche Themen

"Domian live" werde wie bereits seine frühere Talksendung von einem Psychologen begleitet, so der Moderator. "Der ein oder andere muss vielleicht nach so einem Gespräch aufgefangen werden." Die Sendung sei zunächst ein Experiment, das je nach Anklang verändert werden könne. Zunächst seien vier Ausgaben freitags ab 23.30 Uhr geplant.

In den zweieinhalb Jahren ohne seine vorige Sendung habe er "gemerkt, dass mir das Talken fehlt", so der Journalist und Autor. In der Talksendung "Domian" sprach er mit den Anrufern häufig über sehr persönliche, scham- und schmerzbesetzte Themen.

Auch ein Gespräch mit Rechtsextremen würde er nicht verweigern, sagte er kürzlich in einem Interview des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "Ja, ich rede auch mit Nazis, Mauerschützen oder Hooligans", sagte er. "Für mich ist es geradezu eine Bürgerpflicht, so lange zu reden, wie überhaupt die Chance dazu besteht. Nur so lässt sich vielleicht etwas bewegen." Wer schweige und ausgrenze, habe diese Hoffnung aufgegeben, gab Domian zu bedenken. Für seine sensible Moderation und sein soziales Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet.


Quelle:
KNA